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Frankfurter Rundschau, Hans-Klaus Jungheinrich, 22.4.2013

An den Boieldieu-Posterer mit seinem markerschütternden Tenor-D erinnert bei Donizetti der junge Tiroler Tonio, der sich mit ebenso schmelzenden wie attackierend-virilen Vokal-Avancen zum unentbehrlichen Partner der Titelfigur macht. Eleazar Rodriguez hatte das Zeug, sie und das beifallsfreudige Publikum um den Finger zu wickeln.Die "Fille" selbst ... ist schon immer Paraderolle spielbegabter Koloratursopranistinnen gewesen ... Ina Schlingensiepen (eine überzeugende Verdi-Violetta) stattet die Marie mit vielen virtuosen, kapriziösen Facetten aus, aber auch mit einem gehörigen Maß von Herzlichkeit und lyrischer Empfindsamkeit. ... Für Tempo auf der Bühne sorgte die leichthändig-erfahren amtierende Regisseurin Aurelia Eggers. Rainer Sellmaier steuerte ein bilderbuchbuntes Bühnenbild und nicht allzu grell illustrierende Kostüme bei. Der Chor war in den karikaturistischen Wirbel voll einbezogen.


Badisches Tagblatt, Nike Luber, 22.4.2013

... Anna-Magdalena Beetz als zickige Marianne und Christina Mohari als unterlegene, aber trickreiche Austria schießen mit Spielzeugkanönchen aufeinander. Die Einführung dieser stummen, aber sehr effektvoll eingesetzten Rollen ist einer der zahlreichen gelungenen Einfälle der Karlsruher Produktion.
Marie verliebt sich, Krieg hin, Feind her, in den Tiroler Tonio. Während des hinreißend klangschön gesungenen Duetts erobert Tonio das Herz der Regimentstochter mit einer Waschmaschine - Liebe kann ja so praktisch sein! Aber das Regiment, das sich kollektiv als Maries Vaterersatz versteht, ist so leicht nicht zu überzeugen. Tonio muss Soldat werden.
Das tut der junge Tenor Eleazar Rodriguez als Tonio mit einer der berüchtigsten Arien überhaupt. "Pour mon âme" verlangt mindestens acht, gerne neun hohe C's. Rodriguez landet hier einen Treffer nach dem anderen, präzise, mit scheinbar ganz lässiger Leichtigkeit, und das alles in einen mitreißend musikalischen Duktus eingebettet. Wohlklingender und spielfreudiger kann man die Rolle des Tonio nicht geben. ...
Ina Schlingensiepen bringt Maries Widerwillen und Herzeleid fulmimant zum Ausdruck. Höhen- und koloraturensicher demonstriert sie nicht nur in der Gesangsstunde, wie viele Farben ihre Stimmen annehmen kann, um Trotz, Aufbegehren und zwischendurch reinstes Belcanto zu zeigen.
Dann kommt die adlige Gesellschaft, um Maries standesgemäße Verheiratung mit einem ungeliebten "von" zu feiern. Der Badische Staatsopernchor macht daraus ein herrliches Stück Satire. Mühsam krabbeln die angejahrten Herrschaften auf die Bühne, vom Korsett noch zusammengehalten. Nur die Herzogin von Crakentorp ist noch munter. Tiny Peters darf aus dieser Partie ein witziges Kabinettstückchen mit musikalischen Einlagen aus anderen Werken machen und dazu ein bisschen Can-Can tanzen. ...
Passend zur übermütigen Inszenierung lassen Dirigent Johannes Willig und die Badische Staatskapelle Donizettis Musik wie Champagner perlen. Wunderbar intonierte Soli der Holzbläser sorgen für idyllische Momente, allen voran das Hornsolo in der Ouvertüre. Weniger militärisch als tänzerisch erklingen die Märsche. Maries Abschiedsarie wird in einen behutsamen Orchesterklang eingebettet. Bis in die kleinsten Nebenrollen ist die "Regimentstochter" perfekt besetzt. Ein funkelndes Vergnügen.


Isabel Steppeler, 22.4.2013

... [In] Karlsruhe kommt das Stück aus dem Jahr 1840 in französischer Sprache (hier mit deutschen Dialogen), das die Welt der Soldaten der des hochgestochenen Adels entgegenhält, gut an. Was daran liegt, dass Johannes Willig daraus ein Musterstück an musikalischer Vielseitigkeit macht. Hut ab! Sowohl den volkstümlichen Melodien wie auch den kunstvollen und melancholischen Arien schenkt der Dirigent sein Einfühlungsvermögen. Die Leistungen der Sänger sind durchweg beachtlich. ... Der feurige Mexikaner Rodriguez sichert sich mit viel Schmelz und wie aus dem Ärmel geschüttelten Höchstlagen seinen Jubel.


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