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SWR 2, Nicole Dantrimont , 27.1.2014

" Auch die dritte politische Oper am Badischen Staatstheater in Karlsruhe ist ein voller Erfolg. Und das liegt nicht nur an der grandiosen Inszenierung von Yuval Sharon.
Das liegt auch am literarisch wertvollen Libretto, aus Zitaten, Gedichten und traditionellen Schriften zusammengestellt von Peter Sellars. Diese Texte verbinden sich mit der Musik von John Adams zu einer faszinierenden Einheit. Die Musik betört durch ihren Einfallsreichtum, ihre Stringenz, ihre Dynamik. Sie lebt vom Rhythmus, von den Klangfarben, von der Instrumentation. Die Badische Staatskapelle unter Johannes Willig löst diese Aufgabe mit Bravour. Hervorragend sind auch die Sänger. Vor allem Armin Kolarczyk als Oppenheimer wirkt unglaublich stark. Sein Auftritt zum Ende des ersten Aktes hat Gänsehautfeeling. Hier zitiert er ein Geistliches Sonett aus dem England des 17. Jahrhunderts. Verzweiflung und Hoffnung prägen diesen Text. Doch der Zuschauer weiß, dass die Katastrophe nicht mehr zu verhindern ist."

Die ganze Kritik finden Sie hier
http://www.swr.de/swr2/kultur-info/kulturthema/grandioser-doctor/-/id=10016988/nid=10016988/did=12771956/1nskcav/index.html


opernnetz.de, Ekkehard Britsch, 26.1.2014

"Allgemeines Raunen während der Premierenfeier. Von „Theatergeschichte“ wird gemunkelt, und die in Theatern üblichen Komplimente klingen ausnahmsweise echt. Doch Geschichtsträchtiges erklärt sich allenfalls irgendwann im Rückblick, aber Außergewöhnliches ist dem Badischen Staatstheater Karlsruhe mit der Oper „Doctor Atomic“ von John Adams ohne Zweifel gelungen. Weil das 2005 in San Francisco uraufgeführte Stück in Musik und Text sehr stark ist, und weil die Umsetzung am Haus die Normen des Üblichen sprengt.
In Karlsruhe gelingt dem Team um Regisseur Yuval Sharon, Bühnenbildner Dirk Becker, Kostümdesignerin Sarah Rolke, den Animationskünstlern Benedikt Dichgans, Philipp Engelhardt und Andreas Grindler im Zusammenwirken mit Lichtdesigner Rico Gerstner sowie dem Sounddesigner Stefan Raebel eine exzellente Zusammenschau von Szene und Musik, Imagination und packender, verrätselter „Handlung“. Denn diese ist in Einheit mit den monomanen Klangschichtungen der Komposition auf das reduziert, was Menschen in Ausnahmesituationen ausmacht: Quälende Innenschau, nonchalantes Überspielen von Ängsten, Zweifel an den eigenen Rechenkünsten, denn immerhin könnte der Kettenreaktion einen Weltenbrand auslösen – wenn die komplexen Gleichungen nicht aufgehen und das atomare Feuer sich verselbstständigt.
Im zweiten Akt wird die Bühne offen, die Protagonisten stolzieren herum, von Albträumen geplagt, der Countdown läuft; das Kindermädchen wird zur Schamanin, und der in staubigem Grau bedrohlich hin- und hergeführte Chor versinnbildlicht in archaischem Ausdruck die drohende Apokalypse. Am Ende weist die erinnernde Hiroshima-Feuerschale in die Zukunft. Wieder einmal haben die Menschen ihre Unschuld verloren."

Die ganze Kritik finden Sie hier
http://www.opernnetz.de/seiten/rezensionen/kar_doc_bri_140125.htm


Deutschlandfunk, Christoph Schmitz, 26.1.2014

"Nicht vom Ergebnis des ersten Atombombentests 1945 in der Wüste von New Mexico erzählt John Adams‘ „Doctor Atomic“, sondern von den Skrupel der Wissenschaftler an den Tagen davor. Yuval Sharon bringt die Oper in Karlsruhe als Comic auf die Bühne.
„Dreifaltiger Gott“, lässt Adams den Chefphysiker Robert Oppenheimer singen und ihn ein Geistliches Sonett von John Donne zitieren: „Wirf mich nieder, damit ich mich aufrichte, und gebrauche deine Kraft, brenne und mache mich neu.“ Lyrisch und kraftvoll zugleich gibt der Bariton Armin Kolarczyk den Vater der Atombombe. Überhaupt sind die Hauptrollen bestens besetzt, auch der Chor und die beiden Frauen im Hintergrund, Oppenheimers Ehefrau Kitty und ihr indigenes Kindermädchen, gesungen von Dilara Baştar, höhen- und sehr tiefensicher. „Im Süden blüht die Wolkenblume, und jetzt leuchtet der Blitz auf“, singt das Kindermädchen vom Stamm der Tewa ihr uraltes Wiegenlied. Ihre mythische Weisheit kennt die möglichen Schrecken der Menschenwelt seit je. Johannes Willig am Dirigentenpult breitet das farbenreiche Spektrum und die rhythmisch vertrackte Partitur sicher und mit symphonischer Spannkraft aus. Willig macht einmal mehr deutlich, wie weit sich John Adams von der Oberflächenästhetik der Minimalmusic einen Philip Glass entfernt hat und wie intensiv er die musikalische Popart der USA mit den Mitteln der europäischen Tradition samt Avantgarde angereichert hat."

Die ganze Kritik finden Sie hier
http://www.deutschlandfunk.de/john-adams-oper-doctor-atomic-bombenstimmung-in-los-alamos.691.de.html?dram:article_id=275686


Martin Röber, dpa, 26.1.2014

Musik - Oper: «Doctor Atomic» von John Adams wird Publikumserfolg

Karlsruhe (dpa) - Der dritte Streich: Nach Mieczyslaw Weinbergs Auschwitz-Oper «Die Passagierin» und Erkki-Sven Tüürs «Wallenberg» setzt das Badische Staatstheater in Karlsruhe seinen Zyklus politischer Opern fort.

Auch John Adams' «Doctor Atomic» über den Bau der ersten Atombombe ist am Samstagabend bei der Premiere zum umjubelten Publikumserfolg geworden.

Die ganze Kritik finden Sie hier http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1539489


Badisches Tagblatt, Nike Luber, 27.1.2014

"Es regnet, blitzt und donnert über der Wüste Neu-Mexikos. Der General lässt seinen Frust am Meteorologen aus, denn so lange dieses Gewitter tobt, kann der avisierte Atombombentest nicht stattfinden. Zwar ist die Wüste "nur" gezeichnet, das Unwetter eine gelungene Animation und die zwei Männer tragen ihren Streit in gesungenen Tönen aus. Und doch gelingt die Umsetzung eines schwierigen Themas mit den Mitteln der Oper in der Aufführung von "Doctor Atomic" am Badischen Staatstheater Karlsruhe.
Neben den leidenschaftlich agierenden Solisten besticht der Badische Staatsopernchor durch Präzision und Klangfülle, sowohl von hinter der Bühne im ersten Akt wie auf der Bühne im zweiten Akt. Johannes Willig hält souverän die musikalischen Fäden zusammen, auch die der elektronischen Einspielungen. In dieser Oper integrieren sich elektronische Mittel perfekt, sowohl optisch wie akustisch. Das Dröhnen von Motoren, Ticken der Uhr, kreischende und knatternde Geräusche illustrieren das Geschehen in "Doctor Atomic" genauso, wie die wundervollen Gesangslinien und die zarten Klänge der Harfe die Sehnsüchte, Träume und Alpträume der Beteiligten beleuchten.
Mit "Doctor Atomic" hat das Badische Staatstheater Karlsruhe ein fesselndes Stück gewonnen, das jenseits der üblichen Opernkonventionen spielt."


Badische Zeitung, Alexander Dick, 27.1.2014

"Der amerikanische Regisseur Yuval Sharon schlägt dabei einen ebenso eigenwilligen wie spannenden Weg ein. Er beginnt mit der Distanz des Zynikers und zoomt erst nach und nach die Figuren heran. Dazu zieht er alle Register der Bühnenkunst im Zeitalter von Film und Internet. Und kreiert so etwas wie eine vierte Dimension des Theaterspielens, in der die Bühne sich den ganzen ersten Akt über in eine Computer- Oberfläche verwandelt: Windows Opera 2014.0. "Dr. Atomic" ist keine im klassischen Sinn erzählte Oper. Sharon setzt ihren Patchwork-Charakter von Originalzitaten, Gedichten und philosophischen Zäsuren wie auf dem Computerbildschirm im Cinemascope-Format um, hinter dem sich auf der schwarzen Bühne wie auf Mausklick schmale Fenster öffnen. Darin ereignen sich die Szenen – streng isoliert voneinander, aber oft in kunstvoller Interaktion mit den bewegten Bildern auf dem Gazevorhang. Wenn der unsichtbare Chor (von Ulrich Wagner gut disponiert und einstudiert) zu Beginn über Neutronen räsoniert, tanzen diese als theoretisches Modell auf dem Bühnendesktop. Dazu öffnet sich – realiter – ein Fenster mit drei Grazien, Allegorien der Kernspaltung. Prachtvolles, fast barockes Musiktheater ist das, kombiniert mit der Ästhetik moderner, geistreicher Comicstrips (Animation: Benedikt Dichgans, Philipp Engelhardt, Andreas Grindler): ein kleiner Geniestreich des Regisseurs und seines Bühnenbildners Dirk Becker."


Die Rheinpfalz, Frank Pommer, 27.1.2014

"Nach der Pause dann eine völlig andere Inszenierung. Es sind die letzten Stunden vor dem Test der Bombe- Die Personen werden wie Schachfiguren auf einem riesigen Millimeterpapier bewegt. Die Handlungszeit steht still, die Uhr tickt nur noch im Graben. Die Spannung wird fast unerträglich. Man weiß, was passiert ist, doch wenn man die Zeit anhalten, zurückdrehen könnte, dann wäre vielleicht Hiroshima und Nagasaki nur ein Albtraum, den man beiseite schieben könnte. Doch wie sie wirklich sind, beweist uns Adams mit einer Musik, der ein nachgerade perverser Spagat gelingt zwischen brachialer Brutalität und endzeitlicher Schönheit. Bewundernswert, wie sowohl der Chor, aber eben auch die Solisten diesen Spagat nachvollziehen, sei es Lucas Harbour als Edward Teller, Steven Ebel als Robert Wilson oder Katharine Tier als Kitty Oppenheimer."


Badische Neueste Nachrichten, Rüdiger Krohn, 27.1.2014

"Johannes Willig am Pult der Badischen Staatskapelle wird der grandiosen Fülle und Vielfalt dieser Partitur souverän gerecht und gibt dem Abend immer wieder neue, aufregende Impulse. Aus gutem Grund wurden er und das Orchester wie auch der glänzend agierende Chor nachdrücklich gefeiert.
Höchstes Lob aber erntete zu Recht der famose Armin Kolarczyk, der die hochkomplexe Titelrolle des Oppenheimer mit packender Intensität erfüllte und auch sängerisch ein großartiges Niveau hielt. Neben ihm war Katharine Tier als vorzügliche Kitty stimmlich wie darstellerisch eine bemerkenswerte Stütze der Aufführung. Lucas Harbour als ambivalenter Eiferer und Physiker Edward Teller, Steven Ebel als skrupulöser Kollege Wilson, Renatus Meszar als hemdärmeliger General Groves, Jaco Venter als bedrängter Meteorologe Hubbard und Dilara Baştar als mythisch raunendes Tewa-Kindermädchen sicherten eine überzeugend geschlossene Ensemble-Leistung. Das Staatstheater hat mit dieser dritten politischen Oper der Ära Spuhler einen soliden, verdienten Erfolg gelandet."


Rhein-Neckar-Zeitung, Matthias Roth, 27.1.2014

"Über die ganze Bühnenbreite werden Comic-Animationen von Benedikt Dichgans, Philipp Engelhardt und Andreas Grindler auf eine transparente Leinwand projiziert, und diese Bilder- und Textflut gewinnt eine ganz eigene ästhetische Qualität. Die drei jungen Künstler zeigen, was heute auf diesem Gebiet möglich ist, bis hin zu 3-D-Effekten, aber sie halten sich dabei streng an die Vorgaben des Stücks. Hier sind solche technischen Hilfsmittel einmal nicht nur reine Spielerei.
Die Live-Szenen spielen hinter der Leinwand in scharf geschnittenen, schnell wechselnden Räumen. Erst zum Ende des Akts tritt Oppenheimer (Armin Kolarczyk singt ihn mit differenziert ausdrucksstarkem Bariton) vor den Vorhang und trägt ein Gebet vor auf ein geistliches Sonett von John Donne: Das d-moll seiner Melodie bringt einen geradezu Bach’schen Tonfall in das Stück und beschließt den ersten Akt äußerst wirkungsvoll. Der aufbrausende Jubel des Publikums war völlig angebracht."


Der neue Merker, Gerhard Hoffmann, 26.1.2014

"Ich hätte es früher nie für möglich gehalten, dass mich ein modernes Musikwerk derart in Begeisterung versetzen könnte. (…) Sehr detailliert lässt Johannes Willig die bestens disponierte Badische Staatskapelle musizieren. Ausladend, schwelgerisch breitete Willig die ungewöhnlichen Strukturen der Partitur aus, präsentiert in Klangfülle deren repräsentativen Vielschichtigkeiten und vereint die Blech- und Trommelsegmente zum exzellenten charakteristischen Gesamtsound.
Fazit: ein Werk von ungeheurer Präsenz, suggestiver Faszination ähnlich wie „Wallenberg“ oder „Die Passagierin“ sollte man mehrmals auf sich einwirken lassen. Ein ganz großer Theaterabend – Bravo!"


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