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Deutschlandradio, 10.6.2014

Hören Sie hier den Audiobeitrag von Hartmut Krug aus der Sendung FAZIT auf Deutschlandradio.de


Die Deutschen Bühne, 10.6.2014

Lesen Sie hier die Kritik von Elisabeth Maier in der Deutschen Bühne.


nachtkritik.de, Hartmut Krug, 10.6.2014

Dmytro Ternovyi schildert in seinem 2013 mit dem wichtigsten osteuropäischen Dramenpreis "Über Grenzen sprechen" ausgezeichneten Stück "Hohe Auflösung" die Versuche von Menschen in den politischen Wirren der Ukraine, ihren eigenen Weg zu finden. Sein Stück ist nicht rein dokumentarisch, aber voller historischer Fakten und politischen Ahnungen. Es ist eine muntere Mixtur aus Boulevardtheater, aus politischen, kabarettistischen und surrealen Spielformen, ohne seinen Charakter eines well-made-plays zu verleugnen. (…)

Dem Autor gelingt es hier wunderbar, politische Informationen und Haltungen in einer Slapstickszene zu vermitteln. Und die Regisseurin schärft mit unaufdringlicher Einfachheit die Komik des Geschehens. (…)

Stück und Inszenierung präsentieren aktuelles politisches (Informations)- Theater mit begrenzter Haltbarkeit. Es entfaltet seine Wirksamkeit, auch durch ein junges, animiertes Ensemble, und das ist auch gut so. (…)

Wunderbar gelingt Mina Salehpour dann der Schluss. Wo der Autor den Geiger nicht auf Schengen-Tournee schickt, sondern ihn auf dem Maidan musizieren lässt, kommt bei Salehpour der junge Stein aus der Steine-Szene, die die Regisseurin vom Ende des Stückes an den Anfang gesetzt hatte, angeflogen, - und er trifft Jelena, die sich einzumischen begonnen hat, tödlich. Die Sandsäcke der Wohnung waren zu einer Barrikade genutzt: Was für den einen bei einer Revolution die Befreiung ist, kann für den anderen der Untergang sein, sehen wir. Auch das ohne Pathos, aber mit ernster Komik.

Lesen Sie hier die Kritik von Hartmut Krug auf nachtkritik.de.


Schwäbische Zeitung, Jürgen Berger, 11.6.2014

Es ist eine der interessantesten Uraufführungen der Saison: Das Karlsruher Staatstheater hat sie am Pfingstmontag geboten.

Der ukrainische Autor Dmytro Ternovyi hat ein geradezu visionäres Theaterstück zur Lage in seinem Land geschrieben. Fertiggestellt hat er „Hohe Auflösung“ im Jahr 2012 zu einem Zeitpunkt, da noch nicht abzusehen war, wie sich die Lage auf dem Kiewer Maidan-Platz bis hin zum Sturz des Staatspräsidenten Wiktor Janukowitsch im Februar diesen Jahres zuspitzen würde. Und er hat ein zwischen den Genres oszillierendes Theaterstück geschrieben, das wie eine Boulevard-Komödie à la Feydeau daherkommt, plötzlich aber Dokumentartheater sein könnte und dann wieder mit surrealen Einsprengseln aufwartet, als habe der Autor schnell noch Alfred Jarrys „König Ubu” zu Rate gezogen.

(…) Mina Salehpour, die mit ihren Eltern einst aus dem Iran geflohen war, hat , hat „Hohe Auflösung" in Karlsruhe in Szene gesetzt. Sie bekam es mit einer Geschichte zu tun, in der es immer um den Maidan geht, deren Komik sich aber aus einer Klipp-Klapp Dramaturgie speist.

(…) Dass es genau da spannend wird, ist spürbar, wenn Dmytro Ternovyi mit der Wendung aufwartet, dass die apolitische Jelena doch zur Aktivistin wird und ihre Brüder und Schwestern draußen auf dem Platz warnen will, schließlich bereitet die Staatsmiliz eine Räumung vor. Es ist wohl ein unglücklicher Zufall, dass genau in diesem Moment einer der sprechenden Steine geflogen kommt und sie tötet. Für Jelena ist das nicht so gut, für das Stück schon, wartet Ternovyi doch mit der zugleich hoffnungsvollen und ernüchternden Botschaft auf: Du kannst dich ändern, lebst dann aber gefährlich.


Badische Neueste Nachrichten, Markus Mertens, 11.6.2014

(…)Regisseurin Mina Salehpour lässt sich nicht auf ausgetretene Pfade ein. Das spricht für sie. Die Worte Serhij Zhadans, der im jüngst erschienenen Sammelband „Euromaidan“ (Suhrkamp) schrieb, er suche für seine Beschreibung der Proteste „nach dem richtigen Ton“, werden sinnträchtig.

Denn wo es keinen richtigen Ton für das Grauen gibt, gilt es, dem Grauen mit langer Nase entgegenzutreten. Also treten nicht nur Personen auf, sondern auch ein Botschaftsschalter mit gequetschtem Kussmund, ein tanzendes Projektil und ein Allerwichtigster Stempel (phänomenal, die Kostüme von Maria Anderski!). Da bleibt mancher Lacher ob der verzweifelten Situationskomik nicht aus. Doch das Lachen schmerzt. Der erwachsene Jugendchor, der gemeinsam gerne Einzelvisa für eine Tour zusammen hätte, das sinnlose Interview der Softdrinkherstellerin Olga Iwanowna (Ute Baggeröhr), die den Journalisten Lew mit Wodka betäubt, um ihm dann unter Tränen das Leid mit der staatlichen Korruption zu klagen – all das gehört zur lustvoll inszenierten Farce, die mit unverschämt guten Schauspielleistungen zu imponieren weiß.

Am Schluss ist das Visum da, doch Andrej will nicht mehr fahren. Der fünfte Stein aus der ersten Szene kommt angeflogen und der Tod, den er bringt, ist eine Umarmung. „Was für ein wunderbares Leben“ heißt es eben noch, „was für ein schrecklicher Tod“ zum Schluss. Stürmischer Applaus.


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