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Die Rheinpfalz, 3.1.2011

„[…] Natalia Melnik zeichnete mit bedingungslosem Einsatz ein überzeugendes, oft anrührendes Rollenporträt von Verdis unglücklicher Kurtisane, des edelmütig verzichtenden und leidenden Opfers heuchlerischer Sittlichkeitsnormen. […] Insgesamt nahm die Sopranistin durch ihre kultivierte Art, durch stets präsenten gestalterischen Willen, Fähigkeit zum Differenzieren und einige feine Zwischentöne für sich ein. Zudem zeigte sie im ersten Akt bemerkenswerte Geläufigkeit im Ziergesang. […] Der Gegenspieler, Germont Vater, war diesmal Armin Kolarczyk. Er sang und spielte ohne Fehl und Tadel, überzeugte durch seinen einwandfrei geführten klangvoll ausgeglichenen Bariton, sängerisch-darstellerische Intelligenz und expressive Details der Phrasierung und Artikulation. […] Einwandfrei die restliche Besetzung mit Tamara Gura, Sarah Alexandra Hudarew, Tero Hannula, Sebastian Haake, Alexander de Paula und Lukas Schmid. Mit einer ansprechenden Leistung wartete der von Ulrich Wagner einstudierte Staatstheaterchor auf. […] Dirigent Jochem Hochstenbach schaltete und waltete überlegen und umsichtig, stand für impulsives Musizieren und intensiv dramatischen Duktus ein. […]“

Mannheimer Morgen, 21.12.2010

„Zur Ouvertüre liegt die sieche Violetta voller Schmerz darnieder, da kramt sie unter dem Kopfkissen ihr rotes Abend- und Liebeskleid hervor und streift es über. Die Drehbühne fährt das Krankenbett hinweg, das Spiel kann beginnen. Violetta Valéry bewegt sich kokett, begehrt und leider so furchtbar einsam unter ihrer Verehrerschar, dass sie dem Erstbesten verfällt, der ihr ewige Liebe schwört und es im Rausch des Augenblicks auch ernst zu meinen scheint. Am Ende kehrt die Liege wieder, und Violetta, die ‚Kameliendame’ von Alexandre Dumas, nach dessen Roman das Libretto entstand, stirbt. Dieser Einfall von Intendant und Regisseur Achim Thorwald fädelt am Badischen Staatstheater Karlsruhe Verdis herzzerreißende Oper ‚La Traviata’ sehr geschickt und stimmig ein, zumal Ina Schlingensiepen diese Partie so zauberisch in Gesang, Spiel und Anblick ausfüllt, dass manche Träne aus Zuschauers Auge perlt. […] Christian Floeren (Bühne) und Ute Frühling (Kostüme) haben richtig Maß genommen für die Regie-Absichten, damit erwartbare Bilder besonders eindringlich erscheinen. Gesungen wurde bestens. Neben Ina Schlingensiepen, die alle Farben für Schmerz und Glück, Liebe, Furcht und Entsagung in ihrem lyrisch-dramatisch grundierten Sopran parat hat, fiel die geschmeidige Partie-Modellierung von Bernhard Berchthold als Alfredo auf: Sein Tenor verrät den geborenen Mozart-Sänger, dem diese Verdi-Partie Gelegenheit gibt, die Gesangsphrasen mit feinen Registern aufzuladen, so dass viel mehr bleibt als Spitzentöne. Der dritte im Bunde: Der große, einprägsame Kavalier-Bariton von Walter Donati als herrischer Herr Papa, der zu spät merkt, was er angerichtet hat, als er Sohn Alfredo in der Liebe zu Violetta entzweite. Die kleineren Partien sind gut besetzt mit Tamara Gura (Flora), Anna Maria Dur (Annina), Ulrich Schneider (Hausarzt Grenvil) und Tero Hannula (Baron). Aus dem Graben lässt die Staatskapelle im Dirigat von Justin Brown feine, gefühlige Linien hören und hat bei Bedarf für Verdis Frühform des Verismo prächtige Zuspitzungen parat. Dem Niveau angemessen auch der große Chor (Ulrich Wagner). Der riesige Premierenbeifall galt einer vielleicht konventionellen, aber sauber durchinszenierten und musikalisch ausgezeichneten ‚La Traviata’.“

Badische Neueste Nachrichten, 20.12.2010

„[…] Für die herrliche Titelrolle sind, wie es heißt, mindestens zwei Stimmen notwendig: ein beweglicher, virtuoser Koloratursopran und eine dramatisch akzentuierte Stimme, die den tragischen, zunehmend verdunkelten Seiten der Figur gerecht wird. Ina Schlingensiepen, die Karlsruher Violetta, liegt eher zwischen diesen beiden Polen. Ihr Sopran, der vor allem den höher liegenden Passagen der Partie entgegenkommt, besticht vor allem durch eine mühelose, strahlende Höhe, mit der sie dem Abend auch in den delirierenden Piano-Passagen des Finales grandiose Momente schenkt. […] In kleineren Rollen taten sich unter anderem Tamara Gura als Flora, Anna Maria Dur als Annina, Ulrich Schneider als Grenvil und Luiz Molz als Obigny hervor. Harriet Mills und Admill Kuyler belebten mit einer aufgesetzt anmutenden Balletteinlage (in der Choreografie von Eric Gauthier) die Ballgesellschaft des zweiten Aktes, in der der Chor des Staatstheaters mit kompakter Klangwucht aufwartete. Zum Ereignis wurde diese ‚Traviata’ durch die Musik. Generalmusikdirektor Justin Brown hielt die glänzend eingestimmte Badische Staatskapelle zu animierender Spannung und souverän durchhörter Farbenfülle an. Ob in den elegischen Todesklängen oder in den fiebrigen Ekstasen der Komposition – stets war Brown ein ungemein sängerdienlicher Dirigent, der manche Tendenz zur Rührseligkeit auf der Bühne im Orchestergraben geschickt durch dynamische Impulse auffing. In faszinierender Sensibilität führte er überdies vor, welcher Klangreichtum aus dem subtil modulierten Dreitakt, der die Oper prägt, herauszuholen ist (und wie diese vielfältigen Walzer-Varianten der Partitur auch dem szenischen Geschehen nutzbar gemacht werden könnten). Das Premierenpublikum bedachte denn auch Brown und sein Orchester ebenso wie Ina Schlingensiepen mit Bravos und besonders heftigem Beifall.“

Badisches Tagblatt, 20.12.2010

„[…] Innerhalb des Dramas um Liebe gegen Konventionen gibt es noch den Vater-Sohn-Konflikt, den Walter Donati und Bernhard Berchtold furios zelebrieren. Selten wird so schön deutlich, dass keiner dem anderen wirklich zuhört geschweige denn in der Lage wäre, auf den anderen Einzugehen. Interessant wird die Karlsruher ‚Traviata’ durch die Besetzung der Hauptpartien. Ina Schlingensiepen ist keine ätherische Violetta. Bei ihrer ersten Begegnung mit Alfredo präsentiert sie sich als zynisch-trotzige, gründlich desillusionierte Frau. Das passt gut zu ihrer Stimme, mit der sie hervorragend ihre Krallen ausfahren, ihr Aufbegehren hörbar machen kann. Dabei zieht die Sopranistin alle Register an dynamischen Nuancen. Man hätte sie bei ihren Auftritten in der Welt der Schönen und Reichen nicht extra in blutrote Roben hüllen müssen, Ina Schlingensiepen besitzt in jeder Szene Bühnenpräsenz. So vermittelt sie die unterschiedlichen Seiten der Violetta, bis hin zur Sterbenskranken, die im rosa Morgenmantel und Socken überraschen kindlich wirkt. Auch Bernhard Berchtold ist keine typische Besetzung für den Alfredo. Ohne den italienischen Schmelz in der Stimme, den man mit Alfredo verbindet, erhält diese Figur mehr Wärme. Und Berchtold spielt den naiven Verliebten, den rasenden Enttäuschten, den am Ende gereiften Alfredo so emotional, dass diese Figur an charakterlicher Tiefe gewinnt. Engagiert singen und spielen auch die anderen Solisten und der Chor, der die vergnügungssüchtige Pariser Gesellschaft darstellt. So konventionell die ‚Traviata’ erscheint, dank der großen Emotionen ist sie nie langweilig. An der überzeugenden Gefühlswelt hat die Badische Staatskapelle unter GMD Justin Brown einen bedeutenden Anteil. Sie verleiht Verdis Partitur musikalisches Leben, lässt sie sinnlich funkeln und glänzen, aber auch mit harter Präzision die Schicksalsschläge auf Violetta hernieder prasseln. So jenseitig zart die Violinen im Flageolett das Sterben der Traviata ankündigen, so kompromisslos klingen die letzten Akkordschläge nach ihrem Tod. […]“

Opernetz.de, 20.12.2010

„Es wird einfach schön gestorben in der Fächerstadt, wenn Hausherr Achim Thorwald am Badischen Staatstheater Karlsruhe seine Sicht von Verdis Oper ‚La Traviata’ vorlegt. Erwartbare Bilder mögen konventionell erscheinen; keine hergeholten Modernismen oder verstörende Figurenzeichnungen stören des Zuschauers Vorstellungen von einer Traviata. Aber innerhalb dieses geschmackvollen Rahmens in maßvoller Handschrift bekommt der Kunde eine wunderbar bekömmliche Inszenierung im Bühnenbild von Christian Floeren mit den Kostümen von Ute Frühling serviert, deren Glanz aus dem Zusammenhang von Musik aus dem Graben und prächtigen Sängerleistungen auf der Bühne entsteht. […] Ina Schlingensiepen singt und spielt die Titelpartie vorbildlich; Violetta, die Kurtisane, will endlich auch einmal richtig lieben und rückhaltlos geliebt werden. Diese Sängerin, rank und schlank und mit einem farbenreichen, modulationsfähigen lyrischen Koloratursopran gesegnete, erfüllt diese Figur so ausdrucksstark zwischen Schmerz und Glück, Liebe und Entsagung, dass manche Träne aus Zuschauers Auge perlt. […] Auffallend schön die Tenorstimme von Bernhard Berchtold als Alfredo, die den geborenen Mozart-Sänger verrät. Ihm gibt diese Verdi-Partie Gelegenheit, die Gesangslinie mit feinen Registern auszuladen, und die Spitzentöne singt er aus, aber ohne Gewalt. Publikumsliebling ist auch Walter Donati mit kernigem Kavalierbariton als herrischer Vater, der seinem Sohn sagt, was Sache zu sein hat und erst am Ende merkt, dass ein Vater-Sohn-Verhältnis anders gestaltet werden könnte. Auch die mittleren und kleineren Partien sind sehr gut besetzt. Aus dem Graben lässt die Badische Staatskapelle im Dirigat von Justin Brown fein durchgezeichnete Linien hören, aus denen bei Bedarf Explosivität und prächtige Zuspitzung erwächst. Das hohe musikalische Niveau erfüllt auch der große Chor (Ulrich Wagner). Der riesige Premierenbeifall galt einer sauber durchinszenierten und musikalisch ausgezeichneten ‚La Traviata’.“

Die Rheinpfalz, 20.12.2010

„Nach einem Vierteljahrhundert gibt es wieder eine Neuinszenierung der beliebten Verdi-Oper ‚La Traviata’ am Badischen Staatstheater in Karlsruhe. Der scheidende Intendant Achim Thorwald hat sie entsprechend in Szene gesetzt. Generalmusikdirektor Justin Brown ist der Garant einer musikalisch hochrangigen Einstudierung. Schon die ersten Takte des Vorspiels in der hohen Lage der Violinen machen offensichtlich, dass der Abend zumindest orchestral einen besonderen Rang einnimmt. Die melancholisch umflorte Stimmung ist in einem Augenblick da – und ganz wunderbar modelliert Justin Brown die einzelnen Stimmen, setzt subtile Akzente und bringt auf geradezu physisch spürbare Weise die Musik zum Sprechen. Welche Emphase legt er in die große Kantilene, die den zweiten Teil des Vorspiels prägt. In wenigen Minuten wird so die emotionale Welt dieser Oper auf den Punkt gebracht – und in den folgenden zweieinhalb Stunden bleiben das hochmotiviert spielende und mit delikaten Soli bestechende Orchester sowie der Verdis Musik auf phänomenale Weise auslegende Dirigent die eigentlichen Protagonisten der Produktion. […] Justin Brown dirigiert nach der Neueinstudierung des ‚Don Carlos’ und der Wiederaufnahme des ‚Otello’ bei ‚La Traviata’ seinen dritten Verdi am Staatstheater – und wieder lässt er die Musik des Meisters von Busseto aus den Tiefen ihrer Ausdruckswelt heraus vibrieren. Alles ist Ausdruck, die Musik ist innerlich immer in Bewegung. Nichts klingt schematisch, die Bandbreite reicht von ganz weit ausschwingenden Melodien bis zu rhythmisch unerbittlichen Gesten in der Sterbeszene des dritten Aktes. Auch die Gestaltung der musikalischen Zeit mit ausdrucksvollen Details und Übergängen ist von sagenhafter Vielfalt. […] In der Titelrolle stellt Ina Schlingensiepen ihre bewegliche und zu zarten, leisen Tönen fähige Stimme denn auch erfolgreich in den Dienst eines differenzierten Rollenporträts. Ihre sängerische Gestaltung ist ausgefeilt und sehr wandlungsfähig in der Diktion. Auch darstellerisch bietet sie ein an Facetten reiches Bild der ‚vom Weg Abgekommenen’. Bernhard Berchtold singt den Alfredo mit nobler Tongebung, genauer Wortausformung und ebenmäßiger Linienführung. Bei ihm gibt es kein hohes C am Ende seiner Arie zu Beginn des zweiten Aktes. Dafür zeigt er nicht nur hinsichtlich der Phrasierung einen bei Verdi nicht alltäglichen Feinschliff. […] Tamara Gura als Flora, Anna Maria Dur als Annina, Tero Hannula als Douphol und die anderen Sänger in den kleineren Rollen tragen ebenso wie der prägnant singende Chor zum musikalischen Gelingen der Produktion bei. In seiner letzten Opernregie als Generalintendant des Hauses bietet Achim Thorwald eine nicht unattraktive und nicht unspannende Einstudierung. […]“

pz-news.de, 19.12.2010

„[…] Neu ist dergleichen Dramaturgie nicht, aber sinnfällig allemal. Auch besitzt Thorwalds Regie szenische Glaubwürdigkeit und dramatische Intensität. Der Regisseur und seine Ausstatter verlassen sich mit Recht auf die Kraft ihrer Vorlage und nutzen deren Wirkungspotenzial gekonnt aus. Die Figuren sind klar gezeichnet, und auch die Schrecklichkeit der zentralen Szene zwischen Violetta und Vater Germont wird deutlich herausgearbeitet. Dass die tragenden Personen der Handlung lebendig werden, ist auch ein Verdienst des Ensembles, das auf hohem Niveau agiert. Ina Schlingensiepen ist eine ideale Violetta, die die flatterhaften wie die ernsten Züge der Rolle glaubhaft verkörpert. Sie singt mit einer bestechenden Fülle an Ausdrucksnuancen, nie nachlassendem Nachdruck sowie einem in allen Lagen und dynamischen Bereichen tragfähigen Sopran. […] Auch der vorzügliche Mozart-Tenor Bernhard Berchtold beweist nun als Alfredo die Vorzüge eines feinen und kultivierten Verdis-Gesangs aufs Schönste. Walter Donati ist ein überaus autoritärer Vater Germont mit viel baritonaler Kraft. Er nähert sich einem gleichsam veristischen Gesangsstil – und das passt zu dieser Oper, die vieles von der späteren veristischen Oper vorweg nimmt, durchaus. Die kleineren Partien sind alle gut besetzt, vorzüglich sing auch der Chor in Ulrich Wagners Einstudierung. […] Auf hohem Niveau spielt erst recht die Badische Staatskapelle, die Justin Brown am Pult zu einem satten und farbenreichen Klang motiviert. Der Dirigent holt alle Feinheiten, alle Leidenschaft und Modernität aus Verdis Partitur mit großer Überzeugungskraft hervor. Brown vermittelt der Musik einen unbedingten dramatischen Zug und lässt es in keinem Takt an Expression und Spannung fehlen. Großartig ist seine präzise Ausformung der Motive und sein Gespür für zugespitzte Steigerungen. Ein glutvoller Verdi: Italienische Oper, die zu Herzen geht und das mit Recht dankbare Publikum in ihren Bann zieht.“


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