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Rhein-Neckar-Zeitung, Volker Oesterreich, 29.4.2015

Grandioses Stückemarkt-Gastspiel des Staatstheater Karlsruhe

Wie leicht und ironisch wirkt das doch alles! Wie subversiv und komisch! Wie psychologisch ausgefuchst und schauspielerisch gekonnt! Elfriede Jelineks Mythen-Adaption "Schatten (Eurydike sagt)", die von Jan Philipp Gloger als Deutschsprachige Erstaufführung am Staatstheater Karlsruhe inszeniert wurde, steht ganz weit oben in der Gunst des Heidelberger Stückemarkt-Publikums. Sie ist anspielungsreich, in vielen Momenten parodistisch und ein Fest des Lebens, obwohl der Stoff im Schattenreich des Todes spielt. ...

Nicht immer geht es so originell zu, wenn Texte der österreichischen Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek auf die Bühne kommen. ...

Die fünf höchst lebendigen Leichen laben sich an den unmöglichsten Klamotten und verwahren in ihren Kleiderschränken Schuhkartons eines einschlägigen Internet-Versandhändlers. Zum Schreien! Großartig auch, wie mit den Mitteln des Schattenboxens Heidi Klums Schönheitswahnsinn, der unter dem Titel "Germanys Next Top Model" über die Bildschirme rauscht, verunklumpft wird.

Lesen Sie die ganze Kritik hier.

 


Nachtkritik.de, Wolfgang Behrens, 29.4.2015

... Es ist nicht selten verblüffend, wie selbstverständlich sich Jelineks Text in die von Gloger herausdestillierten Situationen einfügt. Mitunter hat er dem Text auch eine dialogische Struktur abgelauscht, im schnellen Pingpong wirft sich das Schauspielerinnen-Quintett dann die Sätze zu, als ginge es um eine ganz normale Konversation und nicht um Jelinek'sche Assoziationskaskaden.

... Mag Glogers "Schatten"-Inszenierung auch durchweg eine sehr genaue und kluge Arbeit sein – erst mit Büschelberger wird sie zum Ereignis.

Lesen Sie die ganze Kritik hier.


BNN, Andreas Jüttner, 29.11.2014

Wie furios, anregend und auch komisch Theaterabende mit Texten von Elfriede Jelinek sein können, weiß man in Karlsruhe seit jener Reihe erfolgreicher Inszenierungen, die mit Michael Simons „Prinzessinnendramen“ 2006 ihren Anfang nahm. Wer diese Abende geschätzt hat, dem sei die neue Jelinek-Aufführung „Schatten (Eurydike sagt)“ ebenso ans Herz gelegt wie jenen, die immer noch Scheu haben vor dem Literaturnobelpreis-Nimbus der Autorin. Erstens führt die Inszenierung von Jan Philipp Gloger vor, wie zugänglich und doch messerscharf ein solcher Text daherkommen kann. Und zweitens bietet sie Schauspielvergnügen zum Niederknien. ...

...Die eindreiviertelstündige Aufführung lässt noch originelle Szenen in der Unterwelt mit einem gewitzt-überraschenden Videoeinsatz (Christoph Otto) folgen, bevor die fünf Schatten dank Ganzkörper-Bemalung mit Schwarz verschmelzen und verschwinden. Langanhaltender Beifall mit Bravos.


Badisches Tagblatt, Ute Bauermeister, 1.12.2014

... Die Literaturnobelpreisträgerin hat wieder eine Textfläche geschaffen, die der Regie große Freiheiten bietet. Am Badischen Staatstheater Karlsruhe inszeniert Jan Philipp Gloger diese witzige, scharfsinnige und sprachgewaltige Hymne der fünf Eurydikes auf das Altern, das Dasein, die Mode und die Männer als großartigen Bilderbogen.

Die knapp zweistündige deutsche Erstaufführung überrascht die begeisterten Besucher bis zum Schluss mit lauter stimmigen neuen Einfällen. Regisseur Gloger greift in die Theatertrickkiste und bietet ein ausgewogenes Spektakel für alle Sinne, das genau pointiert nie den Text überbetont, im Gegenteil die sprudelnden Gedankenflüsse von Jelinek erst richtig zur Geltung bringt. ...


Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg, 30.11.2014

... Erst denkt man noch, die diversen Eurydike-Sphären würden nun einfach nach und nach abgehandelt, aber Gloger und Ausstatterin Marie Roth haben mehr vor. ...

Während das textlich aber ... ein wenig wohlfeil wirkt, steigert sich Florentine Krafft in einen sensationellen Auftritt als Rockstar hinein (denn das ist Orpheus zweifellos) und wird vor unseren Augen regelrecht ein anderer. Schnappt Annette Büschelsberger buchstäblich nach Luft, um ihrer Wut gegen die jüngsten weiblichen Fans des Rockstars Ausdruck zu geben, und führt dabei schonungslos gegen sich selbst vor, wie peinlich diese Wut ist. Sitzen die fünf wie vermehrte Rheintöchter auf einem Pappmachéfelsen und machen eine gute Figur. Inszeniert Christoph Otto (Videos) ein raffiniertes Schattenspiel, bei dem die Toten nach ihren Schatten haschen.

Es gibt viel Musik (Kostia Rapoport), überhaupt den gelungenen Versuch, die Tirade sinnlich zu gestalten. ...


Rheinpfalz, Jürgen Berger, 29.11.2014

... die Karlsruher liefern einen verhältnismäßig hohen Anteil des ursprünglichen Textes. Genau hinzuhören lohnt sich, bekommt man es doch mit einer Eurydike zu tun, die ihr Leben mit Wortspielen zur Schattenexistenz der Frau würzt und so gar keinen Wert darauf legt, vom Göttergatten aus dem Schattenreich entführt zu werden. ...

...Der Höhepunkt des Abends ist zweifelsohne die Hassrede der Eurydike auf all die kaum geschlechtsreifen Mädels, die ihren Popstars hinterher kreischen. Annette Büschelberger spricht das wie eine Frau, die immer dann zur Höchstform aufläuft, wenn sie auf eine Depression zusteuert und meint, ihre Zeit sei abgelaufen. Das ist irgendwann dann auch tatsächlich der Fall. Jelineks Eurydike hat alles gesagt, was zu sagen wäre – und das Karlsruher Staatstheater hat einen einen Jelinek-Abend abgeliefert, der sich sehen lassen kann.


SWR 2, Christian Gampert, 28.11.2014

In Karlsruhe hat Jan-Philipp Gloger ... ein gut strukturiertes Gerüst erstellt: fünf sehr heutige Frauenfiguren erzählen aus dem Jenseits von ihren Fehlern und Versäumnissen, Wünschen und Utopien. ...

... Der Regisseur Jan-Philipp Gloger ist ein sehr genauer Handwerker mit tollen Ideen. Er persifliert Modenschauen ebenso wie die ekelhaften Tribunale der Castingshows – und offeriert uns ironisch das Totsein, das Schattenreich als idyllischen Rückzugsort, wo Frau endlich Frau sein kann....


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