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BNN, Isabel Steppeler, 14.12.2015

Mit dem beliebten Broadway-Musical „My fair Lady“ hat das Badische Staatstheater eine äußerst gelungene Produktion auf seinen Spielplan genommen. Mit großem Jubel feierte die Neuinszenierung des bekannten Pygmalion-Stoffes durch den britischen Regisseur Sam Brown in Karlsruhe Premiere ...

Sam Brown inszeniert in Karlsruhe eine wundervolle „My fair Lady“...

Vermutlich ist es das Geheimnis dieser gelungenen Neuinszenierung des daraus entstandenen Broadway-Musicals „My fair Lady“ von Alan Jay Lerner und Frederick Loewe am Badischen Staatstheater: dass einem die scheinbar einfachen, aber trefflichen Details auf der Bühne und im Ablauf erst allmählich auffallen. Sie stiften den perfekten Rahmen für das quicklebendige und zugleich äußerst elegant umgesetzte Musical, das mit großem Jubel für alle Premiere feierte und das Zeug zum Kassenschlager hat ...
Dazu ein Orchester, das diese unter der Leitung von Steven Moore spritzig und flott, aber auch schmalzig und romantisch zu interpretieren weiß ... Perfekt abgestimmte Bewegungen der Darsteller und auch des bestens aufgelegten Chores, der mal das einfache Volk auf den Straßen von London, mal die feine Gesellschaft beim Pferderennen in Ascot spielt, erfreuen die Augen der Zuschauer. Und es gibt diesen putzig verliebten Freddy, der mitsamt seines Herzens vor dem Fenster seiner Angebeteten hoch in den Lüfte steigt – um Haaresbreite vorbei an der Albernheit, stattdessen aber auf den Flügeln trockenen britischen Humors.

Alles wirkt so einfach, luftig und leicht. Doch steckt dahinter höchste Disziplin und die Kunst eines optimal zusammengestellten Inszenierungsteams mit Künstlern, die allesamt ihr Handwerk verstehen. Regie führt Sam Brown aus England, der in Karlsruhe bereits bei den Händel-Festspielen 2013 seine Visitenkarte abgegeben hat. Er verfällt nicht der Versuchung, den Stoff entweder mit bemühtem Klamauk oder mit einer irgendwie gearteten Modernisierung zu überfrachten. Umso mehr konzentriert er sich auf die Botschaft des Stückes vor dem Hintergrund des Kampfes um Gleichberechtigung einerseits. Und andererseits auf das, was ein gelungenes Musical ausmacht: auf gutes Timing zwischen Szene, Musik und Gesang, geschliffene Choreografien und eine überzeugende Charakterzeichnung ...
Belebt wird Browns gelungene Inszenierung von einer großartigen Besetzung. Mit Christina Niessen steht eine der besten Stimmen des Hauses auf der Bühne als Higgins’ Hausdame, und mit dem ehemaligen Generalintendanten Pavel Fieber gibt es ein erfreuliches Wiedersehen als Oberst Pickering, der seine Sache ebenso gut meistert wie Eva Derleder als Mrs. Higgins. Im Mittelpunkt steht die Mezzosopranistin Kristina Stanek, die neu ist im Ensemble und sich mit ihrer vor allem opern-, aber auch musicaltauglichen Stimme und ihrer hinreißenden Schauspielkunst im Nu in die Herzen ihres künftigen Publikums singt und spielt. Ihr zur Seite steht der musicalerfahrene Holger Hauer als Henry Higgins. Überzeugend mimt er den gefühlstumben Forscher, der zu spät begreift, was für ein Schmuckstück er da als „barbarische Schlampe“ bezeichnet.


Badisches Tagblatt, Nike Luber, 14.12.2015

Sam Brown inszeniert moderne "My fair Lady" in Karlsruhe - zündend und voller Elan ...
Brown hat gemeinsam mit Bühnenbildnerin Annemarie Woods und Kostümbildnerin Ilona Karas seine moderne Interpretation des Stückes zur Zeit von dessen Entstehung angesiedelt, im versnobten, klassenbewussten London anno 1912. Die Jugendstilroben der Damen sind von ausgesuchter Eleganz, Higgins? Bibliothek könnte auch die Wohnhöhle von Sherlock Holmes sein. ... "My fair Lady" macht rundum Freude.


Pamina Magazin, Christine Gehringer, 14.12.2015

Bunt, schwungvoll, hinreißend
Mit dem Musical-Klassiker "My Fair Lady" glückt dem Badischen Staatstheater ein großer Wurf

Bei dem jungen britischen Regisseur Sam Brown und seinem Team (Annemarie Woods, Bühne, Ilona Karas, Kostüme und Lucy Burge, Choreografie) ist der Broadway-Klassiker indes in den allerbesten Händen: Opulentes Ausstattungstheater, das die Zuschauer detailgetreu ins London des Jahres 1912 versetzt - von den Roben der feinen Gesellschaft bis hin zum Grammophon in Professor Higgins' Studierzimmer.

Und dennoch gelingt Sam Brown ein modernens Stück - und zwar bemerkenswerterweise gerade deshalb, weil er die Verwandlung des Blumenmädchens Eliza Doolittle mit den damaligen politischen Umständen verknüpft: Im Jahr 1913 kommt die Frauenrechtlerin Emily Davison bei einem Derby ums Leben; sie wird vom königlichen Rennpferd niedergetrampelt, während sie auf der Rennbahn für die Rechte der Frauen protestiert. Nicht nur berühren sich in "My Fair Lady" demnach die Schauplätze, sondern Elizas Geschichte ist tatsächlich auch eine Emanzipationsgeschichte. Zunächst noch Spielball in einer irrwitzigen Wette zwischen den beiden Sprachforschern Henry Higgins und Oberst Hugh Pickering, entwächst Eliza allmählich dieser untergeordneten Rolle, hat durch ihre gehobene Sprache und ihr verfeinertes Auftreten nun alle gesellschaftlichen Möglichkeiten ...
Ansonsten hat Sam Brown viel Gespür für feinen Humor; jedes Detail zündet, nichts wirkt derb. Herrlich karikiert er die vornehme (und steife!) englische Gesellschaft auf der Rennbahn von Ascot: Synchron nippt man am Teetässchen, synchron bewegt man ein wenig den Kopf zur Seite beim "nervenaufreibenden" Rennen: Das enge Korsett ist bis in die Haarspitzen greifbar.

Mit der Mezzosopranistin Kristina Stanek hat man die ideale Eliza. Wunderbar ihr Wandel von der trotzig-naiven, berlinernden Göre (der man am liebsten noch ein Taschentuch reichen möchte) bis hin zur gereiften, souveränen Dame ...
Großartig auch Gastschauspieler Holger Hauer als Henry Higgins; das gebieterische, beleidigende Auftreten des Professors überzeichnet er derart, dass man beinahe schon wieder Mitleid hat mit diesem armen Egoisten - vor allem gegen Ende, als er kurz die Maske fallen lässt und seine Gefühle für Eliza preisgibt.
Auch Oberst Pickering ist gut getroffen: Drollig, kauzig, leicht vertrottelt und gutmütig zeichnet der ehemalige Generalintendant Pavel Fieber diesen älteren Herrn ...
Herrlich komödiantisch auch Edward Gauntt als ständig besoffener Alfred Doolittle, glänzend Eva Derleder als Mrs. Higgins - als feine Dame und resolute, gestandene Frau zugleich. In einer reinen Sprechrolle erlebte man diesmal Christina Niessen als streng-korrekte und zugleich mütterliche Haushälterin Mrs. Pearce; einer der Sympathieträger ist auch Cameron Becker, der die Rolle des bis über beide Ohren verliebten Freddy wunderbar spielt.
Rundum überzeugend auch der Rest des Ensembles: Der von Ulrich Wagner einstudierte Chor, die kleineren Rollen, all die Tänzer und Straßenartisten, die für bunte Szenen voller Tempo sorgen.
Auch die Wechsel zwischen Bühnenklavier (Paul Harris) und großer Orchester-Besetzung sind gelungen und sorgen zusätzlich für Farbe - und dass man bei dieser Musik so herrlich mitschwelgt, ist Steven Moore und der großartigen Staatskapelle zu verdanken, die den Sound der Fünfziger Jahre aufleben lassen.

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Forum Opéra, Catherine Jordy, 15.12.2015

Là encore, bravo à Annemarie Woods et son décor simple mais fidèle à l’esthétique hollywoodienne tout comme à l’esprit de l’époque, magnifié par les costumes d’Ilona Karas . . .
Les chorégraphies de Lucy Burge sont dignes de la 42e Rue et les danseurs excellents. Quant à Sam Brown, sa mise en scène force l’admiration par sa finesse et son ambition. Elle est dynamique, précise et caractérisée par une excellente gestion des ensembles. Le petit plus vient du choix dramaturgique de faire intervenir cycliquement des suffragettes. Alors que le musical se termine par le retour d’Eliza qui rapporte ses pantoufles à Higgins comme un petit chien soumis, la demande du professeur (« Eliza, wo zum Teufel sind meine Pantoffeln ? ») reste ici sans réponse : Eliza est partie et devenue suffragette féministe (avec toutefois un visage désespérément triste) . . . on ne s’ennuie pas une seconde . . . Kristina Stanek est une délicieuse Eliza, ravissante blonde pas idiote du tout, à l’aise dans la vulgarité ingénue tout comme dans l’élégance émancipée ...
À ses côtés, Holger Hauer est un merveilleux Henry Higgins, troublant mélange de Rex Harrison et de Leslie Howard. Le comédien, très connu outre-Rhin, est parfaitement à son aise en misogyne irrésistible. Pavel Fieber, autre vieux routier, fait merveille en Pickering, tout particulièrement dans une inénarrable leçon de danse destinée à la fleuriste inexpérimentée. Cameron Becker est physiquement l’opposé du regretté Jeremy Brett, mais son Freddy, éthéré et romantique, se taille un beau succès, soutenu par une voix solaire et ample. Edward Gauntt est idéalement charpenté pour le rôle d’Alfred Doolittle, drolatique et solide à la fois. Le reste de la distribution est à l’unisson et on se réjouit tout particulièrement de la qualité des chœurs, qui nous rappellent constamment qu’on est bien à l’opéra. À la direction musicale, le fougueux Steven Moore ose avec talent le mélange des genres bien géré par l’orchestre ...
On se délecte de cette soirée digne du meilleur Broadway. À tel point qu’on se réjouit de se dire qu’il y a une deuxième distribution à découvrir ! 

4/4 cœurs

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TITEL Kulturmagazin, Jennifer Warzecha, 12.1.2016

Mal wieder ist es die Liebe, hier vorrangig die Liebe zu sich selbst, durch die die Geschichte zum (persönlichen) Erfolg Elizas führt. Eliza (gesanglich absolut überzeugend und charakterstark in der Doppelbesetzung: Stefanie Schaefer/Kristina Stanek) ist ein Blumenmädchen und gehört damit der Unterschicht an. Als solches tritt sie im Lodenmantel und langem Rock auf (Kostüme: Ilona Karas) und singt und spricht im bezeichnenden Dialekt ihres Standes. In dieser Situation trifft sie auf Professor Henry Higgins (wie auch Kristina Stanek gesanglich und charakterlich überragend, vollauf überzeugend: Holger Hauer a.G./Ks. Armin Kolarczyk), der sie prompt anrempelt, und der sie dank der zerstörten Blumen auch noch um einen Teil ihrer Einkünfte beraubt. Dabei singt Eliza immer wieder davon, wie »wundaschön« das alles wäre – nämlich dann, wenn man doch als einzelner Mensch einfach über ein bisschen Glück verfügte.

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