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Badisches Tagblatt, Thomas Weiss, 17.10.2016

Ungemein witzig ... Staatskapelle exzellent unter Dirigent Squeo … Doch Regisseur Spirei gelingt es, ganz aus dem Geist der Musik Donizettis, nach all der Oberflächlichkeit die Utopie wahrer Gefühle aufblitzen zu lassen… Agnieszka Tomaszewska ist in Karlsruhe die umschwärmte Adina, scheinbar selbstbewusst und zu Beginn grausam zu Nemorino, den sie übel mitspielt, bevor sie seinen Wert erkennt. Mit ihrem warmen lyrischen Sopran, der über geschmeidige Koloraturen und viele klangfarbliche Nuancen verfügt, präsentiert sie ein ausgefeiltes Rollenporträt … Armin Kolarczyk überzeugt einmal mehr dank seiner prononcierten Gestaltungskunst und seines Facettenreichtums als Belcore … Von den vielen Regieeinfällen profitiert auch der von Ulrich Wagner punktgenau vorbereitete Staatsopernchor, darstellerisch wie stimmlich sehr beweglich … Fein aufgefächert musiziert das Orchester nicht nur in den Instrumental-Soli, Squeo nimmt bei aller Leichtigkeit die Musik Donizettis ernst, atmet mit den Sängern, gibt ihnen Freiraum zu virtuoser Gestaltung, arbeitet viele Tempofinessen heraus. Eine mustergültige Leistung.


BNN, Rüdiger Krohn, 17.10.2016

Regisseur Jacopo Spirei, der am Badischen Staatstheater im letzten Jahr bereits einen grandiosen „Falstaff“ auf die Bühne gebracht hat, zieht auch diesmal wieder die Geschichte um den armen Nemorino aus der ländlichen Idylle des Originals mit Hilfe des Bühnenbildners Nikolaus Webern ins Hier und Heute: einen Bahnhof bei Karlsruhe (!), dessen Züge nach Rheinstetten und Spöck, Stuttgart und Wörth sämtlich ausfallen oder Verspätung haben, weswegen die Fahrgäste sich im Wartesaal die Zeit vertreiben mit Klatsch und Flirt – oder eben in der Hoffnung auf das große Glück, so wie der einfältige Putzmann Nemorino, der immerzu die liebesfrohe Trafikantin Adina anschmachtet, von ihr aber nicht weiter beachtet und sogar in seiner Eifersucht gereizt wird ...

Der Plan geht auf, denn die hinreißende Musik, zu der Dirigent Daniele Squeo die animiert aufspielende Staatskapelle anhält, lässt in ihrem Elan, ihren schwärmerischen Kantilenen und lyrischen Aufschwüngen kaum Wünsche offen, und auch der Chor steigert sich zu ansteckender Spielfreude.

Mittel- und Höhepunkt des Abends ist Eleazar Rodriguez als treuherziger, in Leid und Freude bewegender Nemorino. Mit seinem hellen, frischen Tenor, der sich in der Höhe wunderbar mühelos öffnet, gelingen ihm die berühmten „Schlager“ des Stückes von „Quanto è bella“ bis zu „Una furtiva lagrima“ mit betörender Leichtigkeit und Intensität. Ihm zur Seite ist Agnieszka Tomaszewska, eine anfangs noch resolute Adina, deren betont stämmiger Sopran sich in der Entwicklung der Figur zu nachhaltiger lyrischer Kraft entfaltet. Armin Kolarczyk als impertinenter Aufreißer Belcore steuert mit elegantem, sinnlich timbriertem Kavaliersbariton und souveräner Allüre ein fast schon zu sympathisches Portrait des dreisten Womanizers von makelloser stimmlicher Güte bei, während der langjährig erfahrene Publikumsliebling Edward Gaunt einen überaus komödiantischen Marktschreier Dulcamara vorstellt ... Die Zuschauer der Premiere ... zeigten sich nach anfänglicher Zurückhaltung von Szene, Musik und Gesang des weithin überzeugend geglückten Abends fast einhellig entzückt und feierten das Ensemble ... Ein süffig abgeschmeckter „Liebestrank“, der die Belcanto-Linie der Karlsruher Oper auf hörenswertem Niveau fortsetzt ...


Die Rheinpfalz, Karl Georg Berg, 18.10.2016

Schon zum dritten Mal in gut zwei Jahrzehnten bringt das Badische Staatstheater Karlsruhe Gaetano Donizettis beliebte Buffa „L’Elisir d’Amore“ (Der Liebestrank) auf die Bühne – und das in einer köstlichen und sehr unterhaltsamen Inszenierung von Jacopo Spirei sowie einer spritzigen musikalischen Einstudierung unter Dirigent Daniele Squeo ...wieder gelang Spirei eine witzige, ideenreiche und in jeder Sekunde animierend unterhaltsame Einstudierung. 
Jacopo Spirei macht seine Sache einfach sehr gut und weiß auch die empfindsamen Partien stimmungsvoll zu akzentuieren. Bis ins Detail hat diese Inszenierung Geschmack und Effekt. Sie ist eine tolle Show ...  Der italienische Dirigent Daniele Squeo, nun erster koordinierter Kapellmeister, sorgt am Pult der locker spielenden Badischen Staatskapelle für einen trockenen Klang und viel rhythmische Spannkraft. Squeo gibt der Partitur Feuer und Eleganz in gleicher Weise ...
Star des Abends ist der mexikanische Tenor Eleazar Rodriguez als Nemorino, der nicht nur mit komödiantischem Pfiff spielt, sondern auch strahlend im Ton, fein abgestuft in der Dynamik und geschmeidig in der Melodieführung singt. Agnieszka Tomaszewska verfügt als Adina über die nötige Leichtigkeit in den Zierfiguren, aber auch über die gewünschte lyrische Emphase. Sie entwickelt ein rundum stilvolles und lebendiges Rollenporträt. Als Sergeant Belcore gefällt Armin Kolarczyk durch baritonalen Wohllaut, perlende Koloraturen und zündenden Elan.
Edward Gauntt ist der Dulcamara: ein Bariton und kein polternder Bassbuffo. Gauntt spielt seine Bühnenpräsenz und sein buffoneskes Können voll aus und agiert als wirkungsvoller Entertainer in dieser Bombenrolle. Anna Tsartsidze ergänzt als Gianetta glänzend das Ensemble. Sehr vergnüglich spielt und singt der Chor in Ulrich Wagners Einstudierung. Einhelliger Jubel für alle.


PAMINA Magazin, Christine Gehringer, 19.10.2016

Fulminant ...

Der Italiener Jacopo Spirei hat Donizettis komische Oper "L' elisir d' amore" jetzt am Badischen Staatstheater auf die Bühne gebracht. Schon im vergangenen Jahr begeisterte er mit einem spritzigen "Falstaff", und auch sein "Liebestrank" hat es in sich: Vordergründig ist es eine knallbunte Komödie, die sich aber nach und nach als köstliche Satire entpuppt und daneben auch noch das Kunststück fertigbringt, den Hauptfiguren Adina und Nemorino eine echte Gefühlstiefe zu geben ...

Folgerichtig spielt sich das Leben in einer schmucklosen Bahnhofshalle ab (Bühne: Nikolaus Webern, Kostüme: Sarah Rolke). Dieser Raum steht sinnbildlich für ein rastloses Leben zwischen den jeweiligen Orten - und wenn es nur die badische Provinz ist, wo die Züge nach "Wörth Hbf" oder "Rheinstetten" fahren. Doch letztlich steht diese Wartehalle auch für die Vereinsamung des Menschen in der modernen Facebook-Gesellschaft. Mittendrin betreibt Adina einen Zeitschriften-Kiosk, und mit ihren bunten Blättern und Hochglanzmagazinen vertritt sie selbst, wie Dulcamara, eine Scheinwelt, bedient sie die oberflächlichen Sehnsüchte der Menschen. Solche Szenen wirken lebensecht, sie sind gut beobachtet und detailliert ausgeschmückt ...

Wunderbar besetzt ist die Rolle des Nemorino mit dem jungen Tenor Eleazar Rodriguez: Er ist ein echter Gewinn für das Haus. Seine Stimme ist beweglich und ausgesprochen schön timbriert; er singt warmherzig, leidenschaftlich - und punktgenau zum Herzstück der Oper, "Una furtiva lagrima", läuft er zur Hochform auf, was ihm laute Bravos einbringt. Herrlich gelingt ihm auch der Wandel vom gutmütig-naiven Verliebten bis hin zum gereiften Mann - nachdem er kurz vorher aus Geldmangel als Soldat angeheuert hat. Jetzt begegnet er Adina auf Augenhöhe, fast sind die Vorzeichen jetzt sogar umgekehrt: Denn als Adina ihm (und sich selbst) nun ihre Liebe eingesteht, wirkt sie scheu, mädchenhaft. Zuvor noch war sie diejenige, die mit den Männern macht, was sie will. Agnieszka Tomaszewska spielt das großartig ...

Armin Kolarczyk gibt ganz den siegesgewissen Belcore, der von seinen Verführungskünsten allzu sehr überzeugt ist; herrlich komisch daneben auch Edward Gauntt als Quacksalber Dulcamara, und Gastsängerin Anna Tsartsidze setzt die kleine Partie der Giannetta reizvoll in Szene. Gewohnt tadellos agiert der Opernchor (Einstudierung: Ulrich Wagner), der vor allem - dank einer ausgefeilten Regie - auch einmal spielerisch glänzen darf. Dirigent Daniele Squeo führt die Badischen Staatskapelle schlank und wendig durch die Partie. Die Musiker agieren sängerisch, der Klang ist fein und durchlässig, er hat Feuer, Esprit. Und auch für die Regie (wie im Übrigen für alle Beteiligten) gab es endlich einmal wieder einhelligen Jubel im Großen Haus.


Theater Pur, Eckhard Britsch, 25.10.2016

Dieses musikalische Lustspiel wird am Badischen Staatstheater Karlsruhe von Regisseur Jacopo Spirei mit viel ironischem Augenzwinkern angerichtet ...  
Richtige Typen werden auf die Bühne gestellt. Allen voran der fliegende Händler Dulcamara, der mit dem Regionalexpress anreist und unversehens einen Verkaufsschlager im Angebot hat. Hilfreich sind die frivolen Girls, die ihm assistieren, denn „Sex sells“, das hat der Scharlatan verinnerlicht. Stefan Sevenich spielt ihn als die Bühne beherrschenden Komödianten und sein Spielbass kommt prächtig über die Rampe. Als Nemorino gastiert Alexey Neklyudov, sein Tenor hat mühelose Höhen und prima Belcanto-Timbre. Kammersängerin Ina Schlingensiepen schenkt der Adina ausdrucksvolle lyrische Koloraturen und viel Innigkeit, wenn sie endlich ihr wahres Herz entdeckt. In strammer Männlichkeit tritt Seung-Gi Jung als Belcore auf; dass er letztlich doch die Adina verliert, nimmt er gelassen, denn er wird seinen kernigen Bariton dann eben für die Militärlaufbahn einsetzen. Ilkin Alpay stöckelt als Ginetta mit soubrettenhafter Helle zwischen frech und nett durch die Szene.
Viele Gags, die nie aufgesetzt, sondern feinsinnig wirken, garnieren den Ablauf. Erster Kapellmeister Daniele Squeo ...  setzt auf instrumentale Pointierungen und viel Schwung ...

Das Publikum ist begeistert ...


Termine

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