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BT, Thomas Weiss, 13.11.2017

Am Badischen Staatstheater Karlsruhe in Martin Schulzes gelegentlich etwas detailverliebter Inszenierung ist Annette Büschelberger Maria. Mit der klassischen Einschlagfrisur der Callas, schlank, aufrecht, im weißen Kostüm (Ausstattung Pia Maria Mackert), dominiert sie die rot ausgeschlagene Konzertsaal-Bühne, die noch immer von Rosensträußen übersät ist. Scheinbar selbstsicher kommt Maria auf die Bühne, arrogant, diszipliniert. Büschelberger hat diese Ausstrahlung einer Diva, deren Stimme vorzeitig den Dienst versagt hat, die aber noch immer ihren eigenen Mythos lebt. Sie spielt diese Rolle kompromisslos, lässt ihren hervorragenden Begleiter Manny (Paul Harris, der bis 2016 Solokorrepetitor am Badischen Staatstheater war) sofort spüren, wie unbedeutend er in ihren Augen eigentlich ist. Im Lauf der Meisterklasse indes wird eine unterschwellige Verbindung der beiden über die Kunst sichtbar. Profis unter sich, auch wenn die Distanz immer gewahrt bleiben muss ...

Clara-Sophie Bertram als Sophie de Palma ist das erste Opfer von Maria. In Bellinis "Sonnambula" erinnert sie an eine der Paraderollen der Callas. Die Anforderungen, die die Callas an die Kunst stellt, gehen weit über Gesangstechnisches hinaus. Sie fordert mehr als ihre Schülerinnen zu geben bereit sind. Die Callas demütigt nicht nur die gradlinige Sophie, ebenso die im Debütantinnenkleid völlig overdressed erscheinende Sharon Graham der Katherian Sebastian, die sich stimmlich beachtlich an der Auftrittsarie der Lady Macbeth Verdis versucht. Sharon nimmt den Kampf auf, auch wenn sie den höhnischen Attacken, dem beißenden Spott und Sarkasmus der Callas letztlich kaum etwas entgegenzusetzen hat.

Koral Küvener darf mit baritonal geprägtem lyrischem Tenor den Anthony Candolino geben, allzu sehr auf das Klischee des reinen Stimmbesitzers getrimmt, der mit dem Cavaradossi aus "Tosca" an eine der weiteren für die Callas wichtigen Opern erinnert. Am Ende ist Annette Büschelberger allein, scheint sie alle Kraft zu verlassen zu haben. Eine alte, gebrochene Frau mit hängenden Schultern verlässt die Bühne. Großes Schauspielertheater.


BNN, Isabel Steppeler, 10.10.2017

Annette Büschelberger hat die unmögliche Aufgabe, ein seelisches Abbild der so verehrten „Divina“, der Göttlichen, mit ihrem opak-verhangenen Ton und der melancholischen Ausstrahlung auf die Bühne zu bringen. Und die großartige Darstellerin tut gut daran, dies gar nicht erst zu versuchen. Büschelberger macht aus der Rolle etwas Eigenes, das genug aus dem Leben der Callas andeutet, aber zugleich neugierig macht, sich über Tonaufnahmen, Dokumentarfilme oder Biografien ein eigenes Bild zu machen. Büschelberger zeigt im weißen Etuikleid mit strenger Hochsteckfrisur (Bühne und Kostüme: Pia Maria Mackert) Arroganz und Eleganz, Härte und Eiseskälte, und im nächsten Augenblick die Glut ihrer Leidenschaft für die Musik. Und ihr gebrochenes Herz ...

Applaus mag sie in diesen Stunden ebenso wenig wie Rosen. Es gehe hier nicht um sie. Von wegen! Die Bühne ist übersät mit unzähligen Blüten. Stolz und grazil taucht Büschelberger ihre roten Pumps Schritt für Schritt durch das Rosenmeer ...
Büschelberger hat ein perfektes Timing dafür, die fiebernden Dialoge immer dann zu unterbrechen, wenn sie in gewissen Phrasen der Arien erläutert, womit sie die Zuhörer um den Finger wickelte und somit zur Göttlichen wurde.


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