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Nachtkritik.de, Elisabeth Maier, 7.5.2018

Von der Fülle der historischen Fakten, die der Autor Gabunia einfließen lässt, befreit sich der Regisseur durch konzentriertes Schauspielertheater . . . Betörend schön erzählt Sonja Viegener, was es bedeutet, die Tochter eines vermeintlichen Volksfeinds zu sein. Ihr Vater, der hingerichtete Schriftsteller, erscheint in ihren Träumen. Timo Tank steht hinter ihr, hält sie fest. Seine Blicke füllen die Leerstellen im Leben der jungen Frau. So gelingt es Tavadze mit dem Karlsruher Ensemble, die kraftvolle Erzählsprache Gabunias auch dramaturgisch stark auf die Bühne zu bringen.

Lesen Sie die vollständige Kritik hier.


BNN, Dr. Sibylle Orgeldinger, 8.5.2018

. . . Autor Davit Gabunia und Regisseur Data Tavadze, beide aus Georgien, verdichten und verflechten die Biografien, um grundlegende Fragen rund um die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um Erzählen, Erinnern und Vergessen zu thematisieren – ein bei der Schwere der individuellen Schicksale gewagter Ansatz. Er gelingt dank distanzierender Elemente im Text, durchweg hervorragender Darsteller und einer raffinierten Ausstattung. Die nach ihren Berufen und Beziehungen bezeichneten Figuren – der Schriftsteller (Timo Tank), die Ehefrau (Antonia Mohr), die Tochter (Sonja Viegener) der Funktionär (Gunnar Schmidt) und der Soldat (Alexander Küsters) – zitieren und kommentieren sich selbst und gegenseitig. Einen Namen trägt einzig die Putzfrau: Anitschka (Annagerlinde Dodenhoff), neben Tiger und Löwe eine stumme Zeugin, die durchgehend auf der Bühne präsent ist, regungslos verharrend oder sich in Zeitlupe bewegend, fast stumm bis auf einen fulminanten Monolog am Ende.

Sebastian Hannak hat die Bühne als zeitlosen Raum mit kahlen, angeschmutzten Wänden gestaltet, in dem historische Tische und Stühle in verschiedenen Formationen unterschiedliche Funktionen übernehmen. Auf dem Boden breitet sich eine dunkle Lache aus, die sich als die schwarze Tinte der Schriftsteller betrachten lässt, aber auch als das Blut der Opfer – ein riesiges (Mahn-)Mal, dem kein Putzlappen beikommen kann.


Kauskasische Post, Rainer Kaufmann, 7.5.2018

Großes Theater, gleichermaßen skurril und absurd, das in einem eindrucksvoll-minimalistischen Szenenbild und einer Handlung von 90 Minuten konzentriert vor Augen führt, was in jeder georgischen Familie an Geschichten und Erfahrungen über den Stalin-Terror auch heute virulent sein dürfte. Und dies in der durchaus überschaubaren Gesellschaft von Tiflis, in der jeder jeden kennt, in der jeder mit jedem befreundet ist oder gar verwandt, in der Kinder und Enkelkinder von Tätern wie Opfern heute wie seit Jahrzehnten keine andere Chance haben, als miteinander auszukommen, weil es in nahezu jeder Familie Täter gab und Opfer, weil oft genug auch die Opfer von einer gewissen Mittäterschaft nicht freizusprechen waren. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Aufarbeitung des Stalin-Terrors in Georgien noch immer in den Kinderschuhen steckt, auch wenn man bedenkt, dass das Ende des zweiten Weltkriegs dort  mehr als vier Jahrzehnte nach uns erst erfolgte, mit dem Ende der UdSSR nämlich .  . .
Da tut es wirklich gut, dass junge georgische Theatermacher wie Davit Garbunia (Autor) und Data Tavadze (Regie) sich der Zeit dieses Terrors völlig ohne Interesse-gesteuerten Hintergedanken annehmen, es sei denn diesem, sich der historischen Wahrheit anzunähern oder sich ihr und ihren Fragen wenigstens zu stellen. Und das mit all den sinnlichen Mitteln, die dem Theater-Schaffenden nun einmal zur Verfügung stehen. Zusammen mit dem Ensemble des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, seiner Mitarbeiter*innen in Dramaturgie und Technik haben sie in dem Stück „Tiger und Löwe“ einen wichtigen Impuls zur Aufarbeitung dieses Teils der georgischen Geschichte gegeben . . .

Die ganze Kritik können Sie hier nachlesen.


SWR2, Marie-Dominique Wetzel, 7.5.2018

Es ist ein dunkles Kapitel des Stalinismus: 1937 ließ der Diktator 150 georgische Künstler ermorden. Diesen düsteren Stoff haben die jungen Theatermacher Data Tavadze und Autor Davit Gabunia vom "Royal District Theatre" in Tiflis aufgearbeitet. Eine Idee, gemeinsam entwickelt mit Generalintendant Peter Spuhler und Chefdramaturg Jan Linders vom Badischen Staatstheater. Jetzt hat das Stück „Tiger und Löwe“ in Karlsruhe seine Uraufführung erlebt . . .

Die vollständige Kritik und einige O-Töne aus der Premiere finden Sie hier.


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