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Die Deutsche Bühne, Manfred Jahnke, 27.1.2019

So, wie die Autorin selbst eine spannende Theaterfassung geschaffen hat, die rasant die Handlung erzählt, so entwickelt auch Regisseurin Swaantje Lena Kleff ein hohes Spieltempo in einer hektisch-lauten Welt. Videos, die Vicky, Clara oder Elli mit Steve fummelnd zeigen, oder eine überbordende Discoparty im Stil der 70er begleiten das Spiel auf der Bühne, Discomusik wummert und Geräusche wie peitschendes Knallen gliedern die Szenen (Sounddesign: Ludwig Müller). Darüber hinaus ist per Band die Stimme von Favre zu hören, die bei Handlungssprüngen kurze Ansagen macht. Ausstatterin Friederike Lettow hat eine Bühne mit verschiedenen Orten geschaffen. Dominierend wirken die vier Schultoiletten im mittleren Hintergrund, Schwingtüren, mit Graffiti voll dekoriert, der Ort, an den sich die vier Spielerinnen und Spieler zurückziehen, sich umziehen oder in die Klobecken hinein kotzen können. Vorne rechts lümmelt sich Vicky auf einer Coach, hinter ihr läuft ein Podest entlang der Wand. Links steht ein sich spiegelndes Podest, darüber eine Konstruktion aus sechs Spiegeln, in denen vor allen Dingen Steve gerne post.

Viola Müller wuselt sich als Vicky sympathisch durch die Handlung und spielt glaubhaft ihre Frustration und ihre Empörung aus, wie auch die Sehnsucht nach Liebe, die nicht nur auf Sex hinaus will. Auch Constantin Petry spielt den Steve als wunderbaren Fiesling, eitel-egozentrisch, der aber hinter der Fassade der Selbstsicherheit spüren lässt, wie labil die Konstruktion des Selbstbildes ist. Lea Beie hat die Freundinnen zu spielen, allerdings unterscheiden sich Clara und Elli im Spiel wenig voneinander, was im Text angelegt ist: Eigentlich bleiben sie reine Zuträgerinnen, die das Gleiche wie Vicky erleben. Beie gelingen dabei anrührende Momente, wenn sie sich gegen den Egozentrismus von Vicky wehrt, die im Laufe der Handlung diese Züge immer mehr ablegt. Dario Neumann spielt das Brüderpaar Jo und Patrick. Während Jo, der zur Clique von Steve gehört, ein ständig unter Alkohol stehender Fiesling ist, der auch vor Vergewaltigung nicht zurückschreckt, entwickelt Neumann als Patrick ganz weiche Züge.

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SWR 2, Marie-Dominique Wetzel, 28.1.2019

„Fuckfisch“ heißt der 2015 erschienene „Coming of age“-Roman, den die heute 21jährige Juliette Favre mit 14 Jahren geschrieben hat. Eine gnadenlose Abrechnung, nicht nur mit veralteten Vorstellungen über „Backfischliteratur“, sondern vor allem auch mit testosterongesteuerten Jungs – tieftraurig, aber auch witzig und selbstironisch . . . 

Es gibt viele Jugendtheaterstücke, die versuchen, die Achterbahnfahrt der Gefühle in der Pubertät zu beschreiben. Die meisten scheitern grandios, weil alles in dieser Zeit extrem ist und der Grat zwischen echt und peinlich so verdammt schmal. Aber hier hat eine 14 Jährige ihre eigene Generation und sich selbst ganz genau beobachtet – vor allem: sie ist nicht nur glaubhaft, sondern auch begabt. Die Inszenierung von Swaantje Lena Kleff spitzt Situationen sehr gut zu, um sie dann immer wieder genau im richtigen Moment kippen zu lassen und ironisch zu brechen. Und natürlich ist der Erfolg der Uraufführung in besonderem Maße der Hauptdarstellerin Viola Müller zu verdanken. Sie biedert sich nie an die Rolle der pubertierenden Vicky an, stellt sie nie bloß, sondern gibt ihr bei aller Hilflosigkeit Mut und Würde.

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