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Wiederaufnahme des Balletts "Maria Stuart" von Bridget Breiner: Tea Time mit zwei Königinnen

Francesca Berruto und Lucia Solari - Foto: Arno Kohlem

Zum Sonntagnachmittag sind wir in einem Karlsruher Traditionscafé mit zwei ganz besonderen Besucherinnen verabredet. Die Solistinnen Francesca Berruto und Lucia Solari vom BADISCHEN STAATSBALLETT werden in der Wiederaufnahmepremiere am 13. Januar erstmalig die beiden weiblichen Hauptrollen in Bridget Breiners opulentem Historienballett Maria Stuart interpretieren. An insgesamt fünf Abenden wird das Werk der scheidenden Ballettdirektorin noch einmal zur Aufführung kommen, letztmalig am 6. April.

Für die Darstellerin der Titelpartie Francesca Berruto wird die Sache, wie man weiß, nicht gut enden, während ihre Rivalin Lucia Solari als englische Königin Elisabeth I. zum Ende über die schottische Regentin triumphiert. Zwei starke Frauenfiguren in einer von Männern dominierten Welt, die in Ränke um Macht, Intrigen und religiöse Vormachtstellung verstrickt einander feindlich gegenüberstehen. Friedrich Schillers Drama dient als Grundlage für diese Bühnenbearbeitung des geschichtsträchtigen Stoffes, die Musik dazu stammt von Benjamin Britten und James MacMillan. Ein ganz besonderes Highlight dieser spartenübergreifenden Inszenierung ist die Beteiligung des STAATSOPERNCHORES auf einer Ballettbühne. Über 100 Akteur*innen werden insgesamt auf der Bühne und im Orchestergraben an diesem großen choreografischen Werk in der Ausstattung von Jürgen Franz Kirner (Das Mädchen & Der Nussknacker) mitwirken.

Vor ihren Rollendebüts treffen wir die beiden neuen Monarchinnen standesgemäß bei einer Tasse Tee. Die Italienerin Berruto gesteht, dass sie trotz ihrer Herkunft tatsächlich britischen Tee dem heimischen Kaffee vorzieht. Die aus Uruguay stammende Solari trinkt doch eigentlich lieber Kaffee, obwohl sie vier Jahre im englischen Leeds gelebt hat. Dort tanzte sie als Erste Solistin am Northern Ballet und hat in dieser Zeit das Land lieben gelernt und die Lebensart der Bewohner*innen des vereinigten Königreichs verinnerlicht. Sie weiß zu berichten, dass ihr Rollenvorbild Elisabeth I. den britischen Überseehandel mit China und Indien ausbaute und somit eine Wegbereiterin der englischen Teezeremonie war. Zur atmosphärischen Vorbereitung auf die Inszenierung hilft es Lucia Solari bereits, in ihrer Erinnerung die einzigartigen Bilder des rauen Hochlandes der britischen Insel abzurufen. Francesca Berruto interessiert sich seit einem Gastspiel in London stark für die Geschichte des Königreiches. Besonders faszinieren sie die Hintergründe der royalen Historie, auch in all ihrer Härte und Grausamkeit. In Anbetracht der dramatischen Ereignisse des Stücks lässt es die beiden Darstellerinnen immer leicht erschaudern, wenn sie in Karlsruhe über den Gutenbergplatz schlendern, welcher noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein dem Scharfrichter als öffentliche Hinrichtungsstätte gedient hat.

Dem dramatischen Aufeinandertreffen auf der Bühne in der Konfrontationsszene – die in Wahrheit tatsächlich so nie stattgefunden hat – sehen die beiden Damen mit gespannter Aufregung entgegen. Glücklicherweise sind sie sich als Kolleginnen im realen Leben sehr freundschaftlich zugetan, teilen im Theater vor der Vorstellung sogar eine Garderobe. Nichts von Feindschaft oder Konkurrenz also hinter den Kulissen, zum Glück!


 

MARIA STUART
Ballett von Bridget Breiner
nach dem gleichnamigen Drama von Friedrich Schiller | Musik von Benjamin Britten & James MacMillan
URAUFFÜHRUNG
wieder ab 13.1.24 GROSSES HAUS