Costin Radu über die Arbeit des Tanzfotografen für das STAATSBALLETT KARLSRUHE
Seit Joseph Nicéphore Niépce und Louis Jacques Mandé Daguerre 1826 mit belichteten Metallplatten die Geburtsstunde der heutigen Fotografie begründeten, ist einige Zeit verstrichen. Was damals noch acht Stunden Belichtungszeit in Anspruch nahm, ist heute dank Smartphones in der Hosentasche nur einen Klick weit entfernt. Das Berufsbild von Fotograf*innen hat sich aufgrund der rasanten, technischen Fortschritte extrem gewandelt und spezialisiert. Der Tanzfotografie, dem Festhalten von Choreografie eingefroren in einem Moment, kommt innerhalb dieser Disziplin eine besondere Bedeutung zu.
Tanzfotograf Costin Radu begann seine Karriere zunächst als Hobby, als er noch als Tänzer engagiert war. Die Faszination, seine Bühnenkolleg*innen und die eigene Perspektive auf den Tanz in einem Bild festzuhalten, haben ihn dabei angespornt: „Für mich bedeutet ein gutes Tanzfoto, die Tänzer*innen sowohl in ihrem balletttechnisch wie auch künstlerisch bestem Moment einzufangen.“ Der Druck auf den Auslöser ist dabei schnell getan, aber es ist die richtige Vor- und Nachbereitung, die den Unterschied zwischen einem Glückstreffer, dem „lucky shot“, und der Dokumentation eines ganzen Ballettabends nach höchsten Qualitätsansprüchen ausmacht: „Eigenrecherche oder ein Gespräch mit der Produktionsdramaturgie helfen sehr, sich im Vorfeld einen Eindruck von dem Bühnengeschehen zu machen. Wie Bühnenlicht eingesetzt wird und was genau auf der Bühne passiert, sind hilfreiche Informationen für mich. Auch die Company – wie im Fall des STAATSBALLETTS – bereits zu kennen, hilft ungemein.“
Als ehemaliger Tänzer spielen für Radu in der Auswahl nach einer Fotosession neben den rein fotografisch-technischen Aspekten vor allem Form, Silhouette und Tanztechnik eine wichtige Rolle; alles Punkte, die für das Nichttänzer*innenauge vielleicht nicht auf Anhieb ersichtlich sind, aber einen großen Unterschied ausmachen können. Dennoch gibt er zu: „Der Tänzer in mir freut sich natürlich, den fantastischen Sprung oder das Virtuose festzuhalten. Wir alle wollen immer diesen Schnappschuss. Aber manchmal sind es auch die einfachen Momente, die kraftvoll sind und ohne viel Bewegung entstehen können.“
Und auch wenn Costin Radu hin und wieder gerne im professionellen Fotostudio steht, bleibt er seiner jahrelangen Leidenschaft dennoch treu: „Nichts kann es mit einer Bühne aufnehmen, die man zu fotografieren bekommt.“