Wie sieht eure Konzert-Welt 24/25 aus?
International und regional, traditionsreich und innovativ, mit Klanggewalt und leisen Tönen, und es sind viele Gäste zu Besuch ...
Was sind eure programmatischen Linien?
Am wichtigsten ist uns Vielfalt: Die Programme unserer Sinfoniekonzerte umspannen vier Jahrhunderte Musikgeschichte und den gesamten Globus.
Spielten Karlsruher Gegebenheiten bei den Überlegungen eine Rolle?
Ja! Im 1. Sinfoniekonzert steht das Klavierkonzert von Adolf Busch auf dem Programm – das Brüder-Busch-Archiv befindet sich im Max-Reger-Institut in Durlach. Im 8. Sinfoniekonzert gibt es die Uraufführung des Konzerts für Saxofonquartett und Orchester von Márton Illés, der hier in Karlsruhe Komposition studiert hat. Und natürlich gibt es im Rahmen der NachtKlänge unter dem Titel AnKlang wie jedes Jahr Uraufführungen von Studierenden der Kompositionsklassen an der Hochschule für Musik Karlsruhe.
Was zeichnet für euch einen guten Konzertabend aus?
Livemusik ist immer Kommunikation: Nicht nur zwischen den Musikensembles, sondern auch zwischen dem Orchester und dem Publikum. Wenn alle Beteiligten sich aufei nander und auf die Stimmung im Saal einlassen, dann entsteht diese ganz besondere magische Atmosphäre, die auch über das Ende der Musik noch hinauswirkt.
Welchen Komponisten, welche Komponistin würdet ihr gerne mal in eine Teamsitzung einladen?
Lili Boulanger – was für eine Persönlichkeit! 1913 gewann sie als erste Frau den renommierten französischen Kompositionswettbewerb Prix de Rome – eine Sensation! Allein sich als Komponistin zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu bewähren, war hart. Boulanger aber hatte außerdem mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sie wurde nur 24 Jahre alt. Weil sie am Ende ihres Lebens so schwach war, musste sie ihrer Schwester die letzten Kompositionen diktieren. Eines dieser letzten Werke, D’un soir triste, ist im 7. Sinfoniekonzert zu erleben.
Welche Zimmerpflanze gedeiht in eurem Büro wohl am besten?
Keine Zimmerpflanze, aber… Plankton! Das jedenfalls hat den Komponisten Shih zu seinem Werk Schweigendes Meer für Chor, Kinderchor und Orchester inspiriert, das wir im 6. Sinfoniekonzert aufführen werden.
Euer höchstes Konzertglück …?
Wenn in einem Konzert die Orchesterenergie so sehr glüht, dass alle im Raum das euphorische Gefühl haben abzuheben.
… und der Super-GAU?
Wenn der nächtliche Albtraum, den viele Theaterleute kennen, wahr werden sollte: spontan mit etwas einspringen zu müssen, was man gar nicht kann, z. B. als Hornist einen Pas de deux tanzen …
Ein Leben ohne Musik: möglich, aber sinnlos?
Sang- und klanglos = trostlos.
Wie seht ihr die Zukunft der Sparte Konzert?
Wir sind überzeugt, dass große Musik nicht kleinzukriegen ist – das stimmt uns optimistisch.
Wo habt ihr zuletzt gearbeitet?
Hauptberuflich in Karlsruhe und Oldenburg, aber auch im Schlafzimmer von Kurfürst Carl Theodor in Schloss Benrath, auf dem Mosel-Weingut eines berühmten Fernsehmoderators und am Fuße des Kyffhäuser.
Welchen Eindruck habt ihr von Karlsruhe und der Region?
Auch für diejenigen von uns, die gerade nach Karlsruhe gezogen sind, hatte diese Stadt schon immer einen besonderen Nimbus. Nicht nur die Musiktradition ist beeindruckend – mit einem Orchester, das älter ist als die Stadt selbst – auch kulinarisch ist die Stadt durch das Zusammentreffen von Pfalz, Elsass und Baden ein Zentrum der Verführung.
Eure Devise?
…stammt von Beethoven: „Von Herzen – möge es wieder zu Herzen gehen!“
Georg Fritzsch, Oliver Kersken & Stephanie Twiehaus
Oliver Kersken & Georg Fritzsch