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Nachgefragt

Wie sieht eure Theater-Welt 24/25 aus?

Sie erstreckt sich von den Höhen des Barock bis in die Unterwelt, zeigt das antike Troizen, das hitzige Sizilien und die rauen Klippen von Cornwall, die Weite der russischen Provinz und das lebensfrohe Wien … und ständig gibt es Neuland zu entdecken.

Was sind eure programmatischen Linien?

Vor allem: unbekanntere französische Werke (Phèdre), die Reihe „Zukunft Oper“ (Itch), Werke von Komponistinnen (The Wreckers) und Erstaufführungen. Eine wichtige Leitfrage, die das Programm maßgeblich beeinflusst, ist, wie man jede:n Einzelne:n des Ensembles bestmöglich einsetzen kann.

Spielten Karlsruher Gegebenheiten bei den Überlegungen eine Rolle?

Auf verschiedenen Ebenen: Die Nähe zu Frankreich inspiriert uns ebenso wie die besondere Tradition der Badischen Staatskapelle. Wir führen, auch durch viele Wiederaufnahmen, die eingespielte Repertoire-Tradition der Karlsruher Oper fort, begegnen ihr aber auch gezielt mit ganz Neuem.

Was zeichnet für euch einen guten Theaterabend aus?

Unser höchstes Ziel ist es, so aus der Tiefe eines Stücks zu schöpfen, dass es – ganz gleich, wie alt es ist – uns noch immer unmittelbar anspricht, ohne ihm dabei ein Konzept aufzwingen zu müssen. Die jahrtausende alte Kulturtradition der Menschheit birgt viele tiefe Wahrheiten und relevante Geschichten.

Welche Bühnenfigur würdet ihr gerne mal in eine Teamsitzung einladen?

Thirza aus The Wreckers – sie hat den Mut, sich um jeden Preis den fragwürdigen Regeln ihrer Lebensgemeinschaft zu widersetzen und ihrem eigenen moralischen Kompass zu folgen. Man kann nicht oft genug daran erinnert werden, wie wichtig OPER es ist, sich eine eigene Meinung zu bilden. Hin und wieder können wir allerdings vielleicht auch etwas von Armidas Magie gebrauchen …

Welche Zimmerpflanze gedeiht in eurem Büro wohl am besten?

Eine wertvolle Bürokraft(quelle) wäre wohl die Kamelie, eine wahre Vielkönnerin: Sie ist nicht nur optimistisch immergrün, sondern blüht auch gerade dann voller Farbe, wenn es draußen grau und kalt ist; sie steuert Tee, Haaröl und ätherischen Duft bei und soll zudem Freundschaft, Eleganz und Harmonie beflügeln. Kein Wunder, dass sie Violetta Valérys Lieblingsblume war.

Euer höchstes Theaterglück …?

Wenn eine Produktion so sehr zum Stadtgespräch wird, dass man sogar an der Supermarktkasse darauf angesprochen wird.

… und der Super-GAU?

Wenn beste Absichten an Voreingenommenheit scheitern.

Ein Leben ohne Theater: möglich, aber sinnlos?

Bedenkt man, dass es der Sinn des Theaters ist, dem Sinn des Lebens etwas näherzukommen, dann kann ein theaterfreies Leben per se nur sinnlos sein. So gesehen, ist es allerdings umso erstaunlicher, für wie viele Menschen es möglich zu sein scheint …

Wie seht ihr die Zukunft der Oper?

Von der inhaltlichen Relevanz mal abgesehen, hat Oper so lange eine Zukunft, wie sich Menschen von Musik und guten Geschichten berühren lassen. Die Zukunftsfrage ist aber auch mehr denn je eine Frage der Nachhaltigkeit: Warum soll man beispielsweise herausragende Inszenierungen nach einer Aufführungsserie  verschrotten? Deshalb und weil wir auch in den Theaterwerkstätten Ressourcen schonen möchten, übernehmen wir hin und wieder gezielt bestehende Produktionen oder kooperieren mit anderen Theatern.

Wo habt ihr zuletzt gearbeitet?

Wir kommen aus allen Himmelsrichtungen: Nord (Oldenburgisches Staatstheater) und Süd (Theater Orchester Biel Solothurn), sowie kürzlich Ost (Konzerthaus Berlin) und – na ja, fast – West (Schwetzinger Festspiele).

Euer erster Eindruck von Karlsruhe und der Region?

Ein sehr interessiertes Publikum und eine reiche vielseitige Kulturlandschaft. Wer aus dem Süden kommt, sucht die Berge, während die Nordlichter über jeden Hügel staunen …

Eure Devise?

„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ (Kant)

Christoph von Bernuth, Stephanie Twiehaus & Natalie Widmer

Spartenleitung Oper

Christoph von Bernuth, Stephanie Twiehaus & Natalie Widmer