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Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg, 26.1.2015

Die neue Karlsruher „La Bohème“ kann dadurch mit einem äußerst gelungenen Rollendebüt aufwarten, Andrea Shin als Rodolfo, der nicht so sehr der auftrumpfende Typ ist, stattdessen der ganz und gar mühelose. Schlank, lyrisch, kultiviert die Stimme, hinreißend im Verein mit Barbara Dobrzanskas Mimi, auch sie nämlich nicht auf ein Kräftemessen, sondern auf Leichtig- und Innigkeit eingestellt ...

Die vor allem schauspielerfahrene Regisseurin Anna Bergmann macht das mit Geschick, vieles an diesem musikalisch großen Puccini-Abend gelingt geschmackvoll, zumal vor einem ungewöhnlichen, aber plausiblen Hintergrund.


Rheinpfalz, Rebekka Sambale, 26.1.2015

Sängerische Glanzpunkte des Abends sind die beiden umfangreichsten Männerparts Rodolfo und Marcello. Seung-Gi Jung lässt als Marcello seine Bariton-Stimme in der tiefen Lage klanglich zum volltönenden Bass werden. Schauspielerisch gibt sich das ganze Künstlerquartett überzeugend (Andrew Finden als Schaunard und Konstantin Gorny als Colline) ...

Andrea Shin zeigt als Rodolfo, wie sich eine starke Stimme noch weiter steigern kann: ein herrlicher Höhepunkt in seiner Arie „Che gelida manina“. An anderer Stelle klingt er überzeugend brüchiger und verzweifelt. Sein Timbre passt zur ebenfalls klaren und kräftigen Stimmfarbe von Barbara Dobrzanska als Mimì. Ina Schlingensiepen spielt die Musetta wunderbar hysterisch und gleichzeitig verführerisch, was sich auch im Gesang widerspiegelt ...
Die Badische Staatskapelle geht den Orchesterpart unter der Leitung von Johannes Willig durchgängig flott an, liefert ein stimmiges Gesamt-Klangbild (ebenso der Chor im zweiten Bild, Leitung: Ulrich Wagner) mit einem wunderbar zarten Schluss, während Mimì auf der Parkbank mitten in New York stirbt ...
Bühnenbildner Ben Baur und Claudia González Espíndola (Kostüme) kann nicht nur beeindruckende Konsequenz sondern auch gelungener Einfallsreichtum attestiert werden.


Badisches Tagblatt, Nike Luber, 26.1.2015

Feurige Aufschwünge, flüssiges Parlando, schicksalhafte Akkordschläge und durchsichtige Passagen in zartem Piano: Dirigent Johannes Willig und die Badische Staatskapelle musizieren einen mitreißenden Puccini.


BNN, Isabel Steppeler, 26.1.2015

Bergmann baut nicht nur einen Monolog ein, sie setzt in ihrer Inszenierung darauf, die Figur der Mimì in zwei Typen aufzuspalten: die erbärmlich zerbrechliche „femme fragile“ und ihr Alter Ego, das die unerfüllten Träume und Sehnsüchte lebt. Das hat schon was, wenn Jana Schulz, die Schauspiel-Mimì, ausgemergelt hustend durch die Szene tapst ...

Pate steht für Bergmanns Entlarvungs-Bohème erstens Mimìs Aussage „Man nennt mich Mimì“, will heißen: Im Grunde bin ich eine ganz andere! Zweitens die Tatsache, dass Mimì in der Romanvorlage von Henri Murger eine Hure ist. Bergmann führt den Stoff auf die Roman-Vorlage zurück. Sie schabt von Mimì jene Idealisierungen ab, die Puccini für seine 1896 uraufgeführte Oper vorgenommen hat und gibt ihnen eine Bühne in Mimìs Traumwelt. Deutlich wird dies im zweiten Bild. Hier wird der American Dream lebendig – aber nur in Mimìs Traum.


Mannheimer Morgen, BE, 27.1.2015

So viele Buh-Rufe auf einmal handelt sich das Staatstheater Karlsruhe sonst kaum in der kompletten Saison ein, wie jetzt mit Puccinis „La Bohème“. Was ist passiert? Eigentlich gar nichts außer einem Ortswechsel, denn Regisseurin Anna Bergmann verlegt in ihrer dritten Operninszenierung die Handlung von der schäbigen Dachstube in den Central Park New York. Das macht insofern einigermaßen Sinn, als Puccini Paris nie besucht hat und das Leben einer Künstler-Bohème an Klischees ausrichtete ...
Gesungen wird tadellos. Andrea Shin erntet als Rodolfo Beifallsstürme, Barbara Dobrzanska argumentiert als Mimi mit viel Glanz und Innigkeit. Ina Schlingensiepen führt als Musetta das Heer der sehr guten Hausbesetzungen an.


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