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Die Deutsche Bühne, Eckehard Uhlig, 18.2.2017

Für die Aufführung (in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln) haben die Karlsruher Festspiel-Organisatoren veritable Spezialisten für Barockes gefunden. Der eigens zusammengestellte Händel-Festspielchor (mit Chorleiter Carsten Wiebusch) sorgt für wuchtig-frischen, hymnischen Chorgesang. Die historisch geschulten und bestens disponierten Orchester-Musiker, die „Deutschen Händel-Solisten“, spielen auf, als fühlten sie selbst Freude, Liebessehnsucht und Schmerz der von ihnen begleiteten, oft auch angefeuerten Protagonisten. Und die exzellenten Vokalsolisten, darunter mehrere Gäste, entfachen einen zauberhaften, von Erregungs-Wellen getragenen Ziergesang, wie er kunstvoller nicht sein könnte. Mit inspirierender Musikalität konzentriert und bündelt Christopher Moulds am Dirigentenpult die vokalen und instrumentalen Linien, sodass Affekte und hinreißende magische Klangmomente entstehen können.
Hatte Congreve in seinem Libretto die britische Adelsgesellschaft seiner Zeit satirisch aufs Korn genommen, so gewinnt Floris Visser in seiner Karlsruher Inszenierung witzige, manchmal auch klamaukige Pointen aus der Regie-Idee, das modisch-modern gekleidete Götterpaar, mit sämtlichen Macht-Insignien der USA ausgestattet, als Präsident und First-Lady im Weißen Haus anzusiedeln . . .

Die Titelheldin (Jennifer France), die so gern göttergleich wäre, singt jedenfalls in Karlsruhe wie eine Göttin. Ihre Sopran-Arien sind melancholisch-sehnsüchtig geträllerter Lerchen-Gesang („Lark tunes to my distress), Freudenjubel („Endless pleasure, endless love“) und traumtrunkene Melodie-Girlande („O sleep, again deceive me“). Die berühmte Spiegelszene hat Visser in ein Foto-Shooting verwandelt, das freilich Semeles sanglichen Narzissmus noch stärker betont („Myself I shall adore“). Und als sie im letzten Akt Jupiter erregt zwingt, ihr in seiner göttlichen Gestalt zu begegnen, steigert sie sich in eine nicht enden wollende Koloratur-Bravour hinein, deren Kunstcharakter kaum zu übertreffen ist.

Jupiter (Ed Lyon) steht ihr, was den Koloratur-Glanz betrifft, kaum nach. Mit tenoral entrückter Verinnerlichung stimmt er sein Trost- und Schutzversprechen für die Geliebte an („Where'er you walk“) . . .

Dank präziser Personenführung sind alle Charaktere mit ihren Ausdrucksfarben auch schauspielerisch überzeugend präsent. Mit massiver Klangpracht setzen die Chöre triumphale Akzente oder zelebrieren, die sterbende Semele umringend, ergreifende Trauer. Sie spielen engagiert mit. Überhaupt korrespondieren darstellerische Interpretation und musikalische Partitur auf ideale Weise. Aus Karlsruhe ist also ein Opern-Ereignis zu vermelden.

Lesen Sie die komplette Kritik hier.


BNN, Rüdiger Krohn, 20.2.2017

Festspielwürdig
. . . ein unterhaltsames Spektakel mit Mut zur erhabenen Gebärde ebenso wie mit komischen und lyrischen Akzenten . . .
Jennifer France als brillante Semele wartet mit einer hinreißenden Palette von stimmlichen Möglichkeiten auf, die namentlich in der üppig kolorierten Spiegelarie „Myself I Shall Adore“ das Publikum in verzückten Jubel versetzen. Umwerfend singt und spielt auch Ed Lyon den liebestollen Jupiter, dessen virtuose Bravournummer „I must speed amuse her“ wie auch das berühmte melodische Glanzstück „Where’er you walk“ zu unvergesslichen Höhepunkten des Abends geraten. Die hochgespannte Szene der beiden Protagonisten im dritten Akt ist auch dank der vorzüglichen Personenregie ein Musterbeispiel blutvoller Musikdramatik. Katharine Tier als martialische Juno ergänzt die furiosen Höllenfahrten durch haarsträubende Katarakte des Ziergesangs mit packender singdarstellerischer Vehemenz . . .
Auch in den Nebenrollen: erfreuliche Leistungen. Terry Wey singt die undankbare Alto-Partie des verschmähten Liebhabers Athamas mit erlesener Finesse und souveräner Geläufigkeit. Hannah Bradbury als Junos ergebene Helferin Iris, Ilkin Apay als verschmitzter Cupid und Xang Xu als fulminant brummender Schlafgott Somnus liefern pralle Studien . . . Einen exzellenten Eindruck hinterlässt der neu gegründete, jugendlich frische Händel-Festspielchor, und die bewährten Deutschen Händel-Solisten unter der umsichtig nuancierten und stilistisch makellosen Leitung von Christopher Moulds geben dieser vorzüglichen „Semele“ eine musikalische Rahmung von würdiger Festspiel-Qualität.


DPA, Martin Roeber, 20.2.2017

Vissers Regie überzeugt mit einer Fülle einfallsreicher, witziger Details . . . 
Die Karlsruhe „Semele“ überzeugt auch musikalisch. Jennifer France singt und spielt die tragische Titelheldin mit ihrem glänzenden Sopran, höhensicher und mit atemberaubenden Koloraturen . . .
Die Deutschen Händel-Solisten, das festivaleigene Barockorchester, liefen unter der Leitung des Dirigenten Christopher Moulds zu großer Form auf. Überzeugend entfalteten sie das dramatische Potenzial aus Händels reifer Partitur. Eine Klasse für sich war einmal mehr der Händel-Festspielchor (Leitung: Carsten Wiebusch).

 


Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg, 21.2.2017

. . . szenisch und musikalisch fulminant umgesetzt . . . einem in diesem Ausmaß selten erlebten Triumph des unterhaltsamen Musiktheaters . . .
Große Oper für Auge und Ohr . . . Das Publikum wird über dreieinhalb Stunden hinweg in bester Stimmung gehalten und ist nachher zum Jubeln aufgelegt.

Lesen Sie die komplette Kritik hier.

 

 


Badisches Tagblatt, Nike Luber, 20.2.2017

Mit der Besetzung hat das Badische Staatstheater einen echten Glücksgriff getan. Jennifer France singt hinreißend in allen emotionalen Schattierungen, die Semele aufweist: kokett, verliebt, glücklich, traurig, fordernd und wütend . . .

Ed Lyon erweist sich ebenfalls als Idealbesetzung. Attraktiv, charmant, beherrscht er dieses speziell amerikanische Zahnpastalächeln, so glaubt man ihm die Rolle als Womanizer sofort. Darüber hinaus singt er die Partie des Jupiter mit einem schlanken, ausdrucksvoll geführten Tenor. Die Beziehung zu Semele verläuft stürmisch, daran lassen die Solisten keinen Zweifel. Und als Jupiter klar wird, dass er Semele opfern muss, weil er ihren Ehrgeiz nicht befriedigen kann, lässt Ed Lyon echte Trauer durchschimmern.

Denn die Macht muss erhalten werden, mit allen Mitteln. In der Wahl ihrer Mittel ist die Präsidentengattin nicht zimperlich. Katherine Tier gibt die Juno als tobende Zicke, die ihre Assistentin Iris (perfekt verkörpert von Hannah Bradbury) genauso terrorisiert wie die Generäle oder Somnus. Aus ihm, dem antiken Gott des Schlafes, wird hier ein typischer Nerd, der vor zugemüllten Tastaturen vor lauter Bildschirmen die heran nahende Gefahr nicht sieht. Umwerfend komisch inszeniert, Juno im Kampf-Outfit, stets gefolgt von Assistentin Iris im Business-Kostümchen, nehmen sie von beiden Seiten Somnus in die Mangel . . .
Die Hauptrollen sind blendend besetzt, die Nebenrollen ebenfalls. Da haben wir Semeles Schwester Ino. Dilara Bastar outet in hoch emotionalen, mit üppiger Altstimme zelebrierten Ausbrüchen Inos zunächst hoffnungslose Liebe zu Athamas. Katherine Tier, die furios Junos rasante Rachearie singt und deren Lächeln den eisernen Willen Junos zeigt, keine andere an ihre Stelle zu lassen. Oder der ebenfalls zum Karlsruher Opernsensemble gehörende Bass Yang Xu. Er verleiht Somnus gesanglich Tiefe. Darstellerisch könnte er direkt bei der nächsten Fernsehserie über sozial minder kompetente Computergenies mitmachen. Mit derselben ansteckenden Spielfreude und vokaler Kompetenz ergänzen Edward Gauntt als Vater Cadmus, Terry Wey als sitzengelassener Athamas und Ilkin Alpay als Cupid . . . die Solistenriege.
Als handle es sich um den versierten Profichor des Staatstheaters, singen und spielen die von Carsten Wiebusch einstudierten Mitglieder des Händel-Festspielchors. Musikalisch getragen wird "Semele" von den bemerkenswert lebendig musizierenden Händel-Solisten unter der Leitung von Christopher Moulds. Mit geschliffener Rhythmik unterstreichen sie den Furor der Wut- und Rachearien, zart und innig illustriert ihr Spiel die Momente der Selbsterkenntnis der Bühnencharaktere. So wirkt Händels Musik leicht und frisch.

 

 


SWR2 Cluster, Almut Ochsmann, 20.2.2017

Hören Sie den kompletten Beitrag hier.


Rheinpfalz, Karl Georg Berg, 20.2.2017

 . . . Sehr eindrucksvoll ist die musikalische Einstudierung. Erstmals steht Christopher Moulds am Pult der fulminant spielenden Deutschen Händel-Solisten. Diese spielen in allen Registern virtuos und reaktionsschnell. Das Ensemble zeigt Spielfreude und bringt die dramatische Intensität, die Moulds ganz offensichtlich im Sinn hat. Der englische Barockspezialist versteht es auch, den Reichtum an kunstvollen Nuancen in dieser herrlichen Partitur mit Delikatesse, Feinschliff und animierendem Elan herauszuarbeiten.

In der Titelrolle glänzt Jennifer France durch facettenreiches und betörendes Spiel und einen im wahrsten Sinn des Worts glänzenden Barockgesang mit brillanten Zierfiguren. Ed Lyon macht als Jupiter auch sängerisch mit hellem und beweglichen Tenor eine blendende Figur. Der Countertenor Terry Wey überzeugt auch als Athamas durch eine sehr kultivierten Gesangsstil mit feiner Tongebung und erlesener Phrasierung. Munter singt und spielt Hannah Bradbury als Iris.

Zum ersten Mal seit dem „Ariodante“ von 2010 sind wieder tragende Partien mit Mitgliedern des hauseigenen Ensembles besetzt – und die bewähren sich bestens. Katherine Tier, derzeit auch Fricka im „Ring“, gibt auch dieser eifersüchtigen Göttergattin eine imposante Gestalt und singt höchst pointiert. Ihren wohlklingenden Mezzo setzt Dilara Bastar für ein ausdrucksvolles Porträt der Ino ein. Markant agiert Edward Gauntt als Cadmus – und dem Somnus leiht Yang Xu seinen geschmeidigen Bass. Ilkin Apay ergänzt als Cupido locker das Ensemble.

Für die Chöre wurde eigens ein Festspielchor gegründet, der in der Einstudierung von Carsten Wiebusch einen grandiosen Einstand hatte und durch Klangfülle, Homogenität und eine großartige Beweglichkeit gefiel. Jubelnder Beifall für alle.


Badische Zeitung, Heinz W. Koch, 20.2.2017

. . . Das Badische Staatstheater Karlsruhe eröffnete – wie vor 37 Jahren schon einmal – seine Händel-Festspiele mit dieser "Semele", und sein Glücksgriff dabei heißt Floris Visser. Mal ganz direkt: Für den holländischen Regisseur sollte es auf der deutschen Opernszene weitere Verwendung geben. Was ihm gelang, ist über drei Spielstunden hinweg eine unterhaltsam-bunte Angelegenheit. Dabei weiß Visser offenbar sehr genau, wann sein Pointen-Füllhorn gefragt ist und wann der Ernst den Griff in die Gagkiste verbietet. Die Anzahl der präzise platzierten Aperçus ist eindrucksvoll. Alle sind aus dem Handlungsverlauf gewonnen, viele tatsächlich aus dem Duktus der unentwegt strömenden Musik hergeleitet . . .
Bleibt Semele, bleibt Jennifer France, und die ist grandios, Karlsruhes Händel-Exegetin Nr. 1: eine Sängerin, deren Sopran so zierlich ist wie ihre Gestalt, auch eine, die die Empfindsamkeiten aufs Behutsamste abstuft und obendrein ein brillantes Koloraturfeuerwerk zündet. 


Klassik.com, Christiane Franke, 17.2.2017

. . . eine überaus kluge und scharfsinnige Personenregie . . . Das Publikum feiert diese Jubiläums-Produktion mit nicht enden wollendem Applaus.

 


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