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Nachtkritik, Elisabeth Maier, 23.11.2017

Eingesperrt in eine Kristallflasche erkennt der Student Anselmus sein Anderssein. In einem Lichtkegel ringt der junge Schauspieler Luis Quintana um Luft. Er rollt die Augen, krümmt sich in dem kalten Behältnis. Mit jedem Atemzug zeigt der Künstler die Angst des jungen Mannes, der zwischen Liebe und Wahnsinn taumelt. Erbarmungslos stellt das kalte Licht sein verängstigtes Gesicht zur Schau. Regisseurin Juliane Kann peitscht die Schauspieler in ihrer Fassung von E.T.A. Hoffmanns Märchen "Der goldne Topf" im Kleinen Haus des Karlsruher Staatstheaters an körperliche Grenzen. Mit dem Ensemble blickt sie tief in die zerrissene Psyche der Figuren . . Dieses große Potenzial schöpft Juliane Kann in ihrer Inszenierung über weite Strecken aus. Bühnenbildner Vinzenz Gertler hat für die offene Bühne einen riesigen Zauberkasten gezimmert. Aljoscha Glodde lässt bunte Lichter blitzen, wie im Rausch hämmert dazu Daniel Freitags Klangkulisse. Anselmus öffnet den magischen Schrein – und siehe da: Es verwandelt sich darin das höhere Töchterchen Veronika, das er mag, in die schöne Serpentina, nach der er verrückt ist.
Bewusst besetzt Kann diese Rolle nicht mit einer Schauspielerin, sie bleibt ganz Hirn- und Fantasiegespinst: Grüne Bänder, blaue Luftballons und die Pantomime der Akteure erwecken die Schlangenfrau zum Leben. Umso realer legt Kim Schnitzer ihre Veronika an. Leidenschaft hin oder her, am Ende entscheidet sich das Fräulein gegen die Liebesheirat. Erotische Inspiration bietet ihr Jens Kochs sterbenslangweiliger Registrator Heerbrand zwar nicht – dafür aber ein sicheres Auskommen und das Ansehen eines Hofrats. Ihr thumber Vater ("Veronika, der Tee ist da") unterstützt sie da voll und ganz. Timo Tank gefällt sich zu sehr in der komischen Rolle des Spießers, als dass er auch die ernsten Züge des Konrektors Paulmann herausarbeiten könnte . . .

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