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BNN, Isabel Steppeler, 16.2.2019

Mit Max Emanuel Cencic als Arsamene und Franco Fagioli in der Titelrolle stehen zwei der weltweit besten Countertenöre auf der Bühne. Das Publikum feierte ihre jeweils sehr einzigartige Sangeskunst, aber auch das gleichermaßen vergnügliche wie intelligent inszenierte Treiben rings um das Spiel um Liebe und Macht bereits vor der ersten Pause mit viel Szenenapplaus und frenetischem Jubel . . .


BNN, Isabel Steppeler, 18.2.2019

(Man erlebt) den ersten von vielen großartigen Kunstgriffen in dieser modernen, vergnüglichen und gleichermaßen intelligenten Deutung des antiken Stoffes, die ihn nach Las Vegas verlegt. Der Countertenor Max Emanuel Cencic hat Franco Fagioli ein fantastisches Podium geschaffen, auf dem der argentinische Sänger einmal mehr deutlich macht, warum er ganz oben rangiert unter den Countertenören der Welt. Fagioli bietet als egozentrischer und launischer Star ebenso wie mit seiner einzigartigen Stimme eine umwerfende Show. Cencic verkörpert mit viel Witz und seiner samtenen Stimme Serses Bruder Arsamene, der die Frau hat, die Serse begehrt, aber nicht haben kann. Und um dieses Spiel um Macht und Liebe hat Cencic eine spritzige Show konzipiert . . .

Die beste Show, die man seit „Radamisto“ in Karlsruhe bei den Händel-Festspielen erlebt hat – man würde jederzeit Netflix kündigen, um das öfter zu erleben . . .


Die Rheinpfalz, Karl Georg Berg, 18.2.2019

Super Serse, super Show

Karlsruhe spielt Champions League: Grandiose Opernproduktion eröffnet Internationale Händel-Festspiele im Badischen Staatstheater. Mit der Neuproduktion der Oper „Serse“ (Xerxes) haben die Internationalen Händel-Festspiele des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe szenisch und musikalisch einen Volltreffer mit Kult-Potenzial gelandet . . .

Das von Franco Fagioli in der Titelrolle angeführte Sängerensemble bietet fast durchweg Glanzleistungen – und George Petrou steht am Pult der Deutschen Händel-Solisten für eine nun wirklich kongeniale Wiedergabe . . .

Das internationale Publikum (wieder mit Donna Leon, der wohl prominentesten Händelianerin) war hingerissen und begeistert von der Premiere und spendete Ovationen im Stehen für eine Produktion, mit der die Karlsruher Händel-Festspiele in der Champions League des Musiktheaters spielen.


Badisches Tagblatt, Nike Luber, 18.2.2019

Franco Fagioli hat sichtlich Spaß als Serse. Endlich mal nicht der edle, aber blasse Held. In der Rolle des Showstars kann es Fagioli krachen lassen, und er tut es mit solcher Begeisterung, dass der Federkragen an seinem weißen Umhang wippt. Bis in jede Geste und die Fingerspitzen hinein verkörpert Fagioli einen Menschen, für den das ganze Leben zu einer Show geworden ist, in der er die Regeln bestimmt. Weshalb er auch jede Arie virtuos ausschmückt, auskostet, mit allen Vorzügen seiner Stimme und seine Technik spielt. Ein herrliches Vergnügen, musikalisch wie schauspielerisch . . . 

Cencic brilliert hier als Regisseur, der jeder Figur ein psychologisch stimmiges Profil verleiht. Den Arsamene singt und spielt er selbst schlüssig als einen Mann, der nicht aus dem übermächtigen Schatten seines Bruders heraus kommt und unter heftiger Eifersucht leidet. Dieses Leid wiederum kann er gesanglich eindrucksvoll vermitteln. Auch Romildas unattraktive Schwester Atalanta hat ihre musikalisch wahrhaftigen Momente, obwohl sie sonst ständig lügt. Katherine Manley macht aus der intriganten Atalanta eine wunderbar tragikomische Charakterstudie.
Mit leichter Hand verpackt Cencic die Frustrationen all dieser Charaktere zu einer äußerst vergnüglichen Komödie . . 

Aus der kleinen Rolle der Amastre zaubern der Regisseur und die Sängerin Ariana Lucas eine irrwitzig komische Figur . . .

Vier Stunden Oper vergehen so wie im Flug. Cencic hat mit seiner Umsetzung "Serse" zu dem gemacht, was das Stück bei seiner Uraufführung 1738 auch sein sollte, ein intelligentes, ironisches, sinnliches Vergnügen . . .

Zumal George Petrou die Deutschen Händel-Solisten im Orchestergraben zu musikalischen Höchstleistungen animiert. Es ist das Orchester, das in seinem ausdrucksvollen Spiel die emotionale Wahrheit der Musik ausleuchtet . . .


Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg, 22.2.2019

Dem großen Countertenor ist die Rolle, so wie sein Kollege Max Emanuel Cencic als Regisseur (und Bruder Arsamene) sie für ihn vorgesehen hat, allerdings auf den Leib geschrieben. Mit Federkragen und Allüren beherrscht dieser Serse die Szene auf seine Weise, und musikalisch kann er sich als Virtuose der unbegrenzten technischen Finessen (Koloraturen mit längstem Atem, frechster Trillereinsatz) zeigen . . .

Die sehr aufgepeppten Übertitel erzählen diese neue Geschichte zur Freude des Publikums mit deutlichen Worten. In vielen Komödien erhofft das Regieteam ein solches Gelächter vergeblich, und Cencic bekommt die oft unterschätzte unterhaltsame und unhehre Stimmung des Barock ebenso gut in den Griff wie das barocke Bedürfnis nach Ausstattung . . .

Spaß und Selbstironie regierten das Spiel, der Regisseur Cencic geht selbst voran, indem sein Arsamene ein hippiesker Tropf ist, für die liebreizende Romilda damit eine echte Alternative zum aufgebrezelten Serse, wohingegen die große, goldene Stimme von Lauren Snouffer eine echte Alternative zum rasanten Duo der Countertenöre Cencic und Fagioli darstellt . . . 

Dirigent George Petrou leitet das Festspielorchester „Deutsche Händel-Solisten“ und hält es in geschmeidiger Dauerbewegung, so dass noch die dicksten Faxen auf der Bühne und im Übertitel von einem hohen musikalischen Niveau begleitet werden. So handhabt es auch der von Marius Zachmann einstudierte Chor. Diese Diskrepanz relativiert den Quatsch nicht, es steigert lediglich die Freude daran. Am Ende tobt das Publikum so festspielmäßig, wie sich ein Theater das nur wünschen kann . . . 


Rhein-Neckar-Zeitung, Matthias Roth, 19.2.2019

Franco Fagioli in der Titelrolle ist ein umwerfendes Bühnentier, das virtuos alle Register zieht, und alle Mitstreiter werden von ihm angesteckt . . .

Es ist ein Glücksfall, denn diese erfahrenen Sänger wissen, dass die Musik bei allzu viel Klamauk verliert. So hält Cencics Regie geschickt die Balance zwischen barocker Oper und Boulevardklamotte. Außerdem ist viel Selbstironie im Spiel, und die muss man wahrlich genau dosieren. Doch es ist nicht nur die Regie bestechend: Dem Auge wird richtig was geboten, denn Rifail Ajdarpasics Bühne sowie die Kostüme von Sarah Rolke und Wicke Naujoks sind sensationell in Einfallsreichtum und Detailverliebtheit. Ein solch fröhliches Spektakel hat man selten erlebt . . .


concerti, Joachim Lange, 16.2.2019

Mit den „Deutschen Händel-Solisten“ hat Karlsruhe seit 1985 seinen eigenen Originalklangkörper auf (Festspiel-) Zeit im Graben. Der lässt in Sachen Händelsound keine Wünsche offen und hat sich souverän in der Riege der Spezialorchester etabliert. George Petrou steht in diesem Jahr das zweite Mal nach dem „Arminio“ 2016 als Dirigent am Pult. Der Grieche wird 2022 die Nachfolge des Briten Laurence Cummings als Leiter der Göttinger Händelfestspiele antreten Petrou und seine Musiker halten, was ihre Namen versprechen: sie liefern einen sinnlich frischen Händelklang und lassen den erstklassigen Protagonisten (mit weiblichen und männlichen Diven) allemal genügend Spielraum für ihre Ausflüge in die virtuose Verzierung und die große komödiantische Show! . . .

Cencic ist ein Phänomen, weil er als Counter – in der Partie des Arsamene mit gereifter vokaler Gestaltungskraft, Virtuosität und körperlicher Präsenz – seit Jahren zur Spitzenriege seines Fachs gehört. Parallel und nicht nacheinander dazu, hat er auch als Regisseur eine Souveränität entwickelt, die es ihm mittlerweile erlaubt, selbst ein Filetstück aus Händels Opernkollektion so umzukrempeln, dass kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Las Vegas statt Persien rauskommt. Und das Publikum vor Vergnügen johlt. Der mit zwei Pausen aufgelockerte Vierstünder ist lang – aber zu keiner Zeit langweilig . . .

Und weil Franco Fagioli diesen Serse-Liberace Typ mit Hingabe und Lust an der manchmal tuntig überspitzten Komödie spielt und mit aller Freiheit der Verzierung und Selbstironisierung mit atemberaubenden Koloraturen gespickt und langem Atem singt, ist der halbe Erfolg schon mal im Kasten. Weil ein (obendrein sympathischer) Star, den Star mit einem Faible für Glitzerklamotten, Federschmuck und wehende Umhänge verkörpert, weil darüber hinaus die deutschen Übertitel mit dem Jugend-Slang von heute schäkern und sich alle anderen von dieser Ästhetik der Seventies mitnehmen lassen, schwebt diese freche, temporeiche, manchmal laszive Show immer ein paar Handbreit über dem Boden . . . 

Die junge Amerikanerin Lauren Snouffer ist als Romilda ein ideales Objekt der Begierde. Vom kraftvoll souveränen Zwitschern bis zum verführerischen Augenaufschlag ist alles da, was die Begehrlichkeiten der Männerwelt nachvollziehbar macht. Katherine Manley nutzt als etwas mannstolle Atalanta jede Vorlage für komödiantische Kabinettstückchen. Ariana Lucas (Arsamene) setzt nicht nur die dunkle Wärme ihrer Stimme ein, um an Serse ranzukommen . . .

Xerses geht auch anders, aber als „The Serse Show“ wie jetzt in Karlsruhe geht es eben auch. Und es macht obendrein durchweg Spaß!

Lesen Sie die komplette Kritik hier.


Online Musik Magazin, Thomas Molke, 15.2.2019

. . . Max Emanuel Cencics Inszenierung begeistert musikalisch auf ganzer Linie, und auch die Verlegung der Geschichte nach Las Vegas kann als durchaus gelungen und überzeugend betrachtet werden.

Lesen Sie die komplette Kritik hier


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