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Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg, 2.2.2019

[Sykes lässt] die Handlung unterbrechen und beispielsweise die neuerdings verliebte Beatrice, Claudia Hübschmann, kurz Julia spielen. Der neuerdings verliebte Benedict gerät mit plötzlich entdeckter Mannhaftigkeit in die Gefilde Heinrichs V. – wie Thomas Schumacher sich auf den Arm nimmt, ist ein Meisterstück an friedfertiger Selbstironie. Auch in Karlsruhe zeigt sich, wie tückisch die Liebeskonventionen zwischen Hero und Claudio gegen Beatrices und Benedicts staunenswerte Beziehung sind. Sykes macht Hero, Sonja Viegener, deren Modefimmel ihr offenbar selbst zunächst schwer auf die Nerven geht, zur heimlichen Heldin: Sie wird sich loseisen vom schnuckeligen Claudio, Thomas Prenn. Noch mehr als in Wiesbaden lauert unten die Gewalttätigkeit. Die männlichen Frotzeleien werden rasch handgreiflich, gerne gegen das Personal und den unbeliebten Don John, Heisam Abbas. Am Rande viele einsame Herzen . . 


BNN, Andreas Jüttner, 2.2.2019

„Die Inszenierung ist, dem kontrastreichen Stil Shakespeares angemessen, ein Kessel Buntes, in dem hemmungslos Albernes ebenso Platz hat wie hoffnungslos Abgründiges. Das gilt für den eingangs beschriebenen Auftritt von Heisam Abbas als gepiesacktem Halbbruder des Prinzen Don Pedro (mit schmieriger Mafiaboss-Attitüde: André Wagner) ebenso wie beispielsweise für Jens Koch in der Nebenrolle des Borachio: ein Koloss von einem Menschen, gepresst in Dienstmädchen-Kleidung, zwischen stoischem Stummfilm-Charisma und Einsamkeits-Blues. Wobei Blues hier auch musikalisch zu verstehen ist, denn zum Soundtrack von Jan Schöwer wird viel . . .gesungen.
Erfreulicherweise begnügt sich die Inszenierung aber nicht mit oberflächlichem Augen- und Ohrenfutter, sondern spannt einen großen emotionalen Bogen und unterhält mit kurzweiligem Fokuswechsel zwischen den Figuren. Thomas Schumacher und Claudia Hübschmann zeigen die schnippische Selbstsicherheit von Benedikt und Beatrice ebenso überzeugend wie das Zerbröckeln dieser Fassaden, als sich beide vom jeweils anderen geliebt glauben. Starke Szenen haben aber auch Thomas Prenn als halbstarkes Emotionsbündel Claudio und Sonja Viegener als zunächst zarte, sich aber immer stärker emanzipierende Hero. Und dass der anfangs arg flapsige Tonfall beim Zuschnappen der Intrige tragisch grundiert wird, ist nicht zuletzt Klaus Cofalka-Adami zu verdanken . . . 


Badisches Tagblatt, Ute Baumeister, 2.2.2019

Was für ein grandioses Spektakel! Welch gelungene Symbiose aus leisen, philosophischen Tönen, existenzialistischen Fragen und unterhaltsamem Klamauk. Behutsam zwar, aber dennoch mit starker Handschrift hat Lily Sykes den Dauerbrenner von Shakespeares "Viel Lärm um nichts" am Badischen Staatstheater Karlsruhe inszeniert. Den ewigen Reigen um Liebe, Identität und Lebenssinn lässt die in London geborene Regisseurin auf einer sich drehenden Showbühne mit zwei großen, fahrbaren, halbrunden Auftrittstreppen, einer Laterne (Bühne: Friederike Meisel) und schillernd-grotesken Kostümen (Jelena Miletic) zu einem Augen- und Ohrenschmaus in neuem Gewande aufblühen . . . 

Lily Sykes wandelt schwerelos auf dem schmalen Grat zwischen humorvoll, witziger Unterhaltung und den großen Fragen nach Sein oder Schein, nach Identitäten, Liebe, Sinn. Nach der spendet das Publikum viel Applaus für diese opulente Aufführung, deren Aufruf "Ihr Lieben, seid glücklich!" in einer anscheinend komplett verrückten Welt nachhallt . . . 


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