bnn.de, Isabel Steppeler, 22.2.2025
Einhelliger Jubel. Ein großer Abend. Ein hinreißendes Spektakel, ein kluges Spiel mit dem Schein, eine Oper, die alles bietet – und doch alles infrage stellt. Händel hätte seine Freude gehabt.
[...]
Bezaubernder, hintergründiger und bildgewaltiger Eröffnungsabend.
[...]
Mit diesem „Rinaldo“ erlebt man am Badischen Staatstheater nicht einfach nur eine Oper. Es wird ein Spektakel, das Barocktheater feiert, entlarvt und überhöht – ein Spiel mit dem Spiel zwischen Realität und Illusion.
SWR2, Bernd Künzig, 23.2.2025
Man denkt sich die Figuren in Georg Friedrich Händels „Rinaldo“ von unsichtbaren Fäden geleitet. Der Spielführer heißt Hinrich Horstkotte.
[...]
Die wunderbar in die Szenerie eingearbeiteten Videoanimationen von Sven Stratmann erlebt man selten in solcher Bühnenperfektion. Das alles ist magische, durchaus witzige Schaulust und passt zum überquellenden Füllhorn der frühen Händel-Oper.
[...]
Das gilt umso mehr für die Entdeckung des Abends, Suzanne Jerosme als Almirena mit einer entsprechenden Hochseilstimme.
[...]
Valeria Girardello gibt Armida mit magischem Mezzo und verzichtet auf hexenhaften Furor.
[...]
Der Argante von Francesca Ascioti ein ungemein spielfreudiger Alt und der Gegenspieler Goffredo mit Jorge Navarro Colorado ein königlicher Tenor.
[...]
Unter der Leitung von Rinaldo Alessandrini spielen die Deutschen Händel-Solisten mit samtigem Schwung.
Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg, 23.2.2025
Hinrich Horstkotte hat sich als Regisseur und Ausstatter zur Eröffnung der Händel-Festspiele in Karlsruhe eine sanfte, zunächst gar nicht so auffällige, unterm Strich immens kluge Lesart überlegt. Sie geht davon aus, dass der Ort des Geschehens kein Schlachtfeld, sondern ein Theater ist.
[...]
Rinaldo Alessandrini dirigiert die wieder sehr fitte und beschwingte Festspielcombo der Deutschen Händel-Solisten. Festlich üppig der Gesamtklang, (…).
[...]
Aus der Sängerschar ragt die französische Sopranistin Suzanne Jerosme als hinreißende Almirena heraus, (…).
Badische Zeitung, Alexander Dick, 24.2.2025
Horstkotte verschließt sich nicht den Effekten und Zaubereien dieser Oper, im Gegenteil, er spielt mit ihnen, kostet sie aus, liebt überraschende und ins Surreale gekehrte Wendungen.
[...]
Der Auftritt der Zauberin Armida ist so ein Moment, er wird zum Stelldichein visueller Kabinettstückchen, der selbst ein an Hightech-Effekte gewöhntes modernes Publikum staunen macht.
[...]
Horstkottes Blick auf die barocke Oper ist ein augenzwinkernder barocker – dafür stehen auch die prächtigen, fantasievollen Kostüme.
[...]
Explosiv und mit loderndem Mezzo gibt Valeria Girardello die Zauberin Armida, der am Ende von allem Zauber nur das Geflecht der Krinoline bleibt.
[...]
Auch Francesca Ascioti singt mit ihrem kraftvollen, sehr beweglichen Alt einen großartigen Argante.
nmz (neue musikzeitung) online, Georg Rudiger, 24.2.2025
Bei den vielen virtuosen Arien glänzen die Deutschen Händel-Solisten mit spieltechnischer Präzision auch bei schnellen Tempi wie in Rinaldos Arie „Venti, turbini“.
[...]
Suzanne Jerosme singt die bekannte Arie „Lascia ch’io pianga“ mit berührender Schlichtheit. Die französische Sopranistin glänzt an diesem Abend aber auch mit brillanten Koloraturen und enormer darstellerischer Präsenz.
[...]
Valeria Girardello gibt eine temperamentvolle Armida mit ausreichend Tiefe und Dramatik.
opern.news, Joachim Lange, 25.2.2025
Der Dirigent und die Deutschen Händel-Solisten verlieren dabei freilich nie den Boden unter den Füssen, schwelgen im Besinnlichen, legen aber auch mal kräftig zu.
[...]
Auf der Bühne changiert Hinrich Horstkotte, der nicht nur die Regie, sondern auch die Ausstattung besorgt hat, mit leichter Hand zwischen dosierter Ironie bei der Personenführung, adaptiertem barockem Kostümzauber und überhaupt mit einem Spiel mit dem Barocktheater.
[...]
Dabei wird das flotte Spiel mit gestaffelten und reichlich ein- und entschwebenden Kulissen-Prospekten im Hintergrund problemlos mit eingefügten Videos von Sven Stratmann kombiniert.
[...]
Valeria Girardello bietet für die Rolle der ambitionierten Zauberin auch den Aplomb des vokalen Auftrumpfens.
[...]
Mit ihr im Hosenrollenbunde profiliert sich Francesca Ascioti als Argante ebenso phantasievoll herausgeputzt bei seinem Werben um Rinaldos Angebetete Almirena.
[...]
Für den Kampf mit deren Vater und Heerführer Gottfredo, für den Jorge Navarro Colorado einen angenehm timbrierten, geschmeidigen Ton findet, schweben die beiden Kontrahenten in der Höhe.
[...]
Die französische Sopranistin Suzanne Jerosme überstrahlt in der Rolle der allseits begehrten Almirena mit der überzeugendsten vokalen Leistung das Protagonisten-Ensemble.
Online Merker / Jan Krobot, 26.2.2025
Horstkottes Arbeit überzeugt mit ihrer akribischen Personenführung und detailverliebten, humorvollen Umsetzung. Bei seiner Umsetzung vermisst man weder die Bühnen-Effekte noch die kriegerischen Momente der Urfassung: Das letzte Wort hat die Liebe.
Rinaldo Alessandrini hat die musikalische Leitung des Abends: er setzt ideale Spannungsbögen, wählt ruhige Tempi und trägt die Sänger durch den Abend. Die Deutsche Händel-Solisten musizieren bei höchster Aufmerksamkeit mit grandiosem Wohlklang.
Selten ist ein Ensemble von so einheitlich hohem Niveau auf der Bühne zu erleben. Lawrence Zazzo begeistert mit seinem strahlenden, agilen und souverän geführten Countertenor. Valeria Girardello gibt die Zauberin Armida mit wohldosierter Autorität und guter Bühnenpräsenz. Suzanne Jerosme triumphiert als absolut koloratursichere Almirena, mit strahlenden, kristallklaren Höhen. Eine Entdeckung des Abends ist die Altistin Francesca Ascioti als Argante. Mit ihrer souveränen Rollengestaltung und dem mitreissenden Spiel lässt sie die Geschlechter-Grenzen aufweichen und erkennen, dass es dem Barock primär um das Spektrum der Stimmen ging. Die zweite Überraschung ist Jorge Navarro Colorado als Goffredo. Er gibt den Heerführer mit samtweichem, wunderbar agilem und absolut höhensicheren Tenor.
[...]
Ein Erlebnis!
O-Ton / Ralf Siepmann, 2.3.2025
Die Personenregie erinnert an Horstkottes frühere Phase als Puppenspieler im Marionettentheater. Die Protagonisten agieren ihre Gefühle und Leidenschaften wie an imaginären Fäden gezogen aus.
Die äußerst fantasievollen Kostüme korrespondieren eindrucksvoll mit der Ornamentik des Zaubertheaters.
[...]
Insgesamt ein prachtvolles Spektakel, dass Händel und Haymarket-Manager Aaron Hill gewiss gefallen hätte.
[...]
All das findet sich in der Rinaldo-Partitur, die in den Deutschen Händel-Solisten, die ihr 40jähriges Bestehen begehen, beste Sachwalter hat. Voran getrieben von einem vorzüglichen Basso continuo mit der Takt gebenden Laute des meisterlichen Sören Leupold.
Als Almirena bildet Suzanne Jerosme gleichsam den Gegenpol, unbeirrt in ihrer Liebe, präsent im Spiel und ausdrucksstark wie nuancenreich mit ihrem Sopran, der jede Schwierigkeit und jede Koloratur meistert. So avanciert ihre Performance durch Orchestergraben und Parkett während ihrer Erleichterung verströmenden Arie im letzten Akt zu einem gewollten Schaulaufen, das ihr die Regie schenkt und das Publikum begeistert.
[...]
Die Mezzosopranistin Valeria Girardello gibt der Armida das Durchtriebene und Bösartige wie das Verspielt-Groteske einer Zauberin. Altistin Francesca Ascioti punktet in der Hosenrolle des Argante (…).
Online Musik Magazin / Thomas Molke, 2.3.2025
[D]as Regie-Team um Hinrich Horstkotte [entfacht] durchaus einen magischen Bühnenzauber, was sich in großartigen Bühnenbildern, für die Horstkotte als Regisseur selbst verantwortlich zeichnet, und eindrucksvollen Videoinstallationen von Sven Stratmann äußert.
[...]
Neben diesen sehr spannenden szenischen Ansätzen begeistert auch die musikalische Umsetzung auf ganzer Linie und dürfte auch für die Kennerinnen und Kenner der Oper einiges Neues parat haben. Lawrence Zazzo zeichnet die Titelpartie mit virilem Countertenor, der sowohl mit strahlenden Koloraturen glänzt als auch in der Mittellage über enormes Volumen verfügt.
[...]
Suzanne Jerosme begeistert als Almirena mit leuchtenden Höhen und großer Beweglichkeit in der Stimme.
[...]
Die Partie der Armida ist in der 1731er Fassung dunkler angelegt als gewohnt und wird von Valeria Girardello mit dunkel gefärbtem Mezzosopran hervorragend gemeistert. [...]
Francesca Ascioti punktet mit satten Tiefen und großer Beweglichkeit.[...]
Jorge Navarro Colorado stattet die Partie mit strahlenden Höhen und großer Beweglichkeit aus (…).
[...]
Lisandro Abadie rundet als leicht verschrobener Zauberer Mago mit dunklem Bassbariton und großer Spielfreude das großartige Ensemble wunderbar ab. Die Deutschen Händel-Solisten zünden aus dem Orchestergraben unter der Leitung von Rinaldo Alessandrini ein regelrechtes Barockfeuerwerk, das dem zauberhaften Charakter des Werkes mehr als gerecht wird. So wird auch in der zweiten Fassung von Händels Oper die „Magie des Theaters“ vollends entfacht und mit großem Jubel und frenetischem Beifall belohnt.
[...]
Horstkotte entfacht in seiner Inszenierung einen großartigen Bühnenzauber.
Kulturblog „Perception – Perspektive – Performance“ / Cornelie Ueding, 3.3.2025
Doch nach der Pause zündete Regisseur und Bühnenbildner Hinrich Horstkotte, verstärkt von Rinaldo Alessandrinis einfühlsam dynamischem Dirigat, ein Feuerwerk der Phantasien und Inventionen, die das Haus zum Jubeln brachten.
Termine
Diese Produktion wird am 4.3.2025 zum letzten Mal in dieser Spielzeit aufgeführt.
Freitag, 27.2., 19:00 - ca. 22:15
Großes Haus
95,00 - 29,00 Euro