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Über uns | Mehrspartenhaus

Das Staatstheater Karlsruhe ist eines der größten Mehrspartenhäuser in Deutschland. Die Sparten Oper, Ballett, Konzert, Schauspiel, Junges Staatstheater und Digitaltheater erschaffen in jeder Spielzeit auf den Bühnen für alle Bürger*innen und Kulturinteressierten in der Region ein vielfältiges und diverses Kulturangebot: Kunsterlebnisse, die in den Herzen und Köpfen des Publikums lebendig werden, die nachhallen, berühren und bewegen. Das Staatstheater ist eine staatlich geförderte Institution, die den Auftrag hat, Kunst und Kultur im Sinne der freiheitlich demokratischen Grundordnung für die Bevölkerung zu ermöglichen. Für alle Kulturinteressierten schafft es einen Raum für Austausch und Diskurs.  

Über 900 Veranstaltungen pro Jahr finden in den vier Spielstätten (Großes Haus, Kleines Haus, Studio, Insel), auf Gastspielen oder im Stadtraum an besonderen Orten statt. Das Badische Staatstheater ist ein Publikumsmagnet in der Stadt für die Stadt. Als Leuchtturm strahlt es über Karlsruhe hinaus: regional, national und international. So werden im Durchschnitt jährlich über 250.000 Besucher:innen im Haus begrüßt.

Im Staatsheater arbeiten über 700 Mitarbeiter:innen und Gastkünstler:innen aus 45 Herkunftsländern. Als großer Arbeitgeber in der Region vereint das Mehrspartenhaus über 100 außergewöhnliche Berufe unter einem Dach und bietet ein kreatives und internationales Arbeitsumfeld im Herzen von Karlsruhe. Der Repertoirebetrieb ermöglicht ein planvolles, nachhaltiges Arbeiten und gibt gleichzeitig Raum für Innovation. Ein zentrales Anliegen ist es, sich in der Arbeit nachhaltig allen Altersgruppen, Schichten und vor allem interkulturell zu öffnen – in Bezug auf Programm, Publikum und Personal. 

Im April 2024 haben sich über 40 Karlsruher Initiativen, Kirchen, Religionsgemeinschaften, Parteien, Verbände, Vereine und Institutionen zum Bündnis für Demokratie und Menschenrechte zusammengeschlossen. Das Badische Staatstheater ist ein Teil davon. Dieser breite zivilgesellschaftliche und überparteiliche Zusammenschluss betont das gemeinsame Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung. In der am 8. April 2024 veröffentlichten gemeinsamen Erklärung positionieren sich die Bündnispartner für ihre namensgebenden Werte. Das Bekenntnis zur Menschenwürde sowie zum Demokratie-, Rechtsstaats- und Sozialstaatsprinzip eint die vielfältigen Akteure aus der Karlsruher Stadtgesellschaft. „Das Badische Staatstheater ist Mitglied, weil Theater öffentliche Diskursräume zur Stärkung von Demokratie sind. Im Sinne unseres Leitbilds wollen wir unseren Beitrag dazu nun umso mehr leisten, die demokratischen Kräfte in unserer Gesellschaft zu stärken und besser sichtbar zu machen“, so die Theaterleitung des Badischen Staatstheaters.

Das Staatstheater versteht sich als Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Kunst und Politik und vernetzt sich mit anderen Kultureinrichtungen in Karlsruhe und Umgebung. Als Mitglied mehrerer europäischer Opern- und Theaterorganisationen ist das Staatstheater auch international vernetzt. 

Diversität braucht eine Bühne!

Das Staatstheater wurde bis 2023 von der Kulturstiftung des Bundes als eine von 39 Kulturinstitutionen deutschlandweit für das Programm „360°– Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ ausgewählt und gefördert. Diese Förderung ist eine Auszeichnung und zeigt, dass ein zukunftsweisender Weg eingeschlagen wurde, um sich der gelebten Vielfalt der Stadtgesellschaft weiter zu öffnen und Diversität auf den Bühnen zu beheimaten. Dank der Förderung ist das Staatstheater mit den nötigen personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet worden, um gemeinsam mit dem Publikum und allen interessierten Karlsruher Bürger:innen diesen Weg weiter zu ebnen und zu gestalten.

Neubau und Sanierung

1975 am Ettlinger Tor in Karlsruhe gebaut, war das Theatergebäude ursprünglich für 350 Beschäftigte ausgelegt. Jetzt arbeiten hier zu Hochzeiten über 700 Menschen. Seit über 40 Jahren ist das Haus ohne übergreifende Sanierung im Betrieb. 2006 beschloss der Verwaltungsrat erstmals eine Überprüfung der Bausubstanz. Einer Hausschließung, wie sie bei anderen Theatern notwendig war, kommt die Sanierung zuvor. Vor allem Mängel in Sachen Brandschutz und Barrierefreiheit müssen behoben werden. Ebenso gilt es, gesetzeskonforme Arbeitsplätze zu schaffen.

Oper

„Wir möchten unserem Publikum packendes Musiktheater auf höchstem Niveau bieten, die Relevanz von Oper ausloten und die starke Ensembletradition fortführen. Besonders wichtig ist uns die Erschließung neuer – regelmäßig auch französischer – Werke und ein attraktives Angebot für Kinder und Jugendliche“, so der Operndirektor und Regisseur Christoph von Bernuth, die Leitende Dramaturgin für Musiktheater und Konzert, Stephanie Twiehaus und die Dramaturgin Natalie Widmer. Mit der Eröffnungspremiere The Wreckers der englischen Komponistin und Frauenrechtlerin Ethel Smyth als Deutsche Erstaufführung der englischsprachigen Fassung setzt das Team ein klares Statement. Keith Warner inszeniert die Geschichte eines jungen Paares, das sich einer ausbeuterischen Gesellschaft widersetzt. Wie bei Neuanfängen üblich, folgen schon kurz darauf die Übernahmen zweier erfolgreicher Produktionen aus der bisherigen Oldenburger Wirkungsstätte: Donizettis Don Pasquale in der humor- und anspielungsreichen Inszenierung von Christoph von Bernuth und der veristische Doppelabend Cavalleria Rusticana / Pagliacci von Pietro Mascagni und Ruggero Leoncavallo, in der Regisseur Dietrich Hilsdorf auch die grundsätzliche Frage nach Realität auf der Bühne stellt. Humoristisch wird es rechtzeitig zum Jahreswechsel mit der Neuinszenierung der „Königin der Operette“ Die Fledermaus von Johann Strauß, die 2024 ihren 150. Geburtstag feiert. Mit der Deutschen Erstaufführung der 1786 uraufgeführten und lange vergessenen Tragédie lyrique Phèdre von Jean-Baptiste Lemoyne stellen sich Christoph von Bernuth und Stephanie Twiehaus in ihrer ersten Karlsruher Zusammenarbeit als bewährtes Regie/Dramaturgie-Team vor. Am Pult dieser Koproduktion mit dem Palazzetto Bru Zane wird Attilio Cremonesi stehen, der dem Karlsruher Publikum von den Händel-Festspielen bestens bekannt und dem Badischen Staatstheater künftig als Conductor in Residence verbunden ist. Ein hochaktuelles Zitat aus der Eröffnungsoper Rinaldo (1731), prägt als Motto die 47. Internationalen Händel-Festspiele: „Möge die Macht der Liebe die Kriegsglut bald erkalten las­sen.“ Als Regie-Klassiker kommt Richard Strauss‘ von Melancholie durchwehte Komödie für Musik Der Rosenkavalier in einer vielgefragten Inszenierung von Andreas Homoki und unter der musikalischen Leitung des Karlsruher Strauss-Spezialisten Generalmusikdirektor Georg Fritzsch auf die Bühne. Die deutsch-englische Regisseurin Olivia Fuchs erzählt mit Peter Tschaikowskis Eugen Onegin die immer wieder aufs Neue ergreifende Geschichte einer verpassten Liebe. Die Saison schließt mit Frank Wildhorns Erfolgsmusical Jekyll & Hyde. Für junges Publikum bringt das Opernteam eine eigene Kreation mit: das Opernpasticcio Orpheus und die Zauberharfe von Twiehaus/Bernuth erzählt humorvoll, spannend und mit Musik aus Barock und Klassik eine neue zeitlose Version des Orpheus-Mythos. Als Familienoper wird Jonathan Doves packende, zeitkritische Familienoper Itch ihre Deutsche Erstaufführung erleben. In der Regie von Kevin Barz, des Leiters des neu etablierten Digitaltheaters, wird diese Produktion die Reihe „Zukunft Oper“ begründen, die sich zum Ziel gesetzt hat, zeitgenössischen Werken zur Repertoiretauglichkeit zu verhelfen.

Das Ensemble der Badischen Staatsoper entführt mit sinnlichem Zauber: Die Magie der menschlichen Gesangsstimmen, des Orchesterklanges, des miteinander Verschmelzens auf einer Bühne der Sinnlichkeit. Sehen und hören, unverfälscht und unmittelbar – die große Kunstform Oper in ihrer unverzichtbaren Heimstatt, dem Staatsheater. Der Badische Staatsopernchor blickt auf eine lange Tradition zurück. Der aus dem Chor des Hof- und späteren Landestheaters (ab 1918) hervorgegangene Staatsopernchor besteht heute aus 28 Damen und 26 Herren und wird von Chordirektor Ulrich Wagner geleitet. Die Geschichte des Chores ist von der  Zusammenarbeit mit namhaften Dirigenten und Regisseuren geprägt, darunter die Hofkapellmeister und Generalmusikdirektoren Hermann Levi, Felix Mottl, Joseph Krips, Joseph Keilberth, Christof Prick, Anthony Bramall und Justin Brown sowie Regisseure wie Jean-Louis Martinoty, Gian-Carlo del Monaco, Juri Ljubimow, Peer Boysen, Alexander Schulin, David Hermann, Tobias Kratzer, Christopher Alden und Keith Warner. Der Chor wirkte bei zahlreichen Uraufführungen mit. Für seine Einspielung von Berlioz‘ Les Troyens hat der Badische Staatsopernchor den International Opera Award 2018 gewonnen.

Einmal im Jahr ist das Staatstheater Gastgeber der Internationalen Händel-Festspiele und bietet höchstes künstlerisches Niveau und internationalen Barockgenuss vom Feinsten. Die Festspiele in Karlsruhe warten mit exklusivem Programm und Starbesetzung auf. Neben beeindruckenden Operninszenierungen mit international anerkannten Künstler:innen versprechen die Händel-Festspiele unvergleichliche Konzerterlebnisse führender Barock-Spezialist:innen.

Ballett

Tanzkraftwerk, so hat das neue Leitungsteam des Staatsballett sein erstes Format getauft: „Damit wollen wir gemeinsam mit dem Publikum voller Energie in eine wundervolle Reise durch die faszinierende Welt des Tanzes starten. Wir planen einen Abend, der Lust auf das neue Staatsballett machen soll“, verraten Raimondo Rebeck, Ballettdirektor, Kristina Paulin, Hauschoreografin, und Silke Meier-Brösicke, Ballett­managerin und Dramaturgin. „Ein bewusstes Kennenlernen unseres Publikums ist uns ebenso wichtig wie die Präsentation unserer Ensemblemitglieder. Darum stellen wir uns in einem locker moderierten Format in ungezwungener Atmosphäre vor. Mit Live-Interviews und Videos bieten wir exklusive Einblicke in den Arbeitsalltag einer neu formierten Ballettcompagnie; in Tanzbeiträgen geht es mit der ganzen stilistischen und technischen Vielfalt unserer Tänzer:innen auf einen unterhaltsamen Streifzug durch die Ballettgeschichte.“ Vertieft werden soll der Austausch mit dem Publikum beim regelmäßigen Ballett-Talk Tanz à la carte sowie mit offenen Trainings und Workshops unter dem Motto Einfach tanzen! Rebeck und Paulin präsentieren sich in der Eröffnungspremiere als Choreo­graf:innen: der dreiteilige Ballettabend Leuchtfeuer steht dann ganz im Zeichen ihrer neuen Programmatik, und zeigt Werke voller Licht, Rhythmus und Energie – von der Uraufführung eines Handlungsballetts bis hin zu einem Klassiker der Moderne. Raimondo Rebeck stellt sich als Choreograf mit A Journey of a Memory vor, einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit Abschied und Verlust. Die neue Hauschoreografin Kristina Paulin erarbeitet eine Uraufführung nach Kafkas rätselhaftem Romanfragment Das Schloss, und mit Cantata ist zum ersten Mal in Karlsruhe eine energiegeladene Arbeit des großen italienischen Choreografen Mauro Bigonzetti zu sehen. Einen der ganz großen Klassiker der Tanzgeschichte bietet die zeitlose Deutung des Romeo und Julia-Stoffes durch den französischen Starchoreografen Jean-Christophe Maillot, so tanzgewaltig wie psychologisch fein gezeichnet. Die Original­produktion für Les Ballets de Monte-Carlo wird erstmals in Karlsruhe gezeigt und von der Badischen Staatskapelle mit der Musik von Sergej Prokofjew live begleitet. Made in KA – Junge Choreografien aus Karlsruhe gibt als Ballettabend mit Uraufführungen von und mit dem Staatsballett wieder dem choreografischen Nachwuchs aus den eigenen Reihen die Chance, seine Kreativität voll zu entfalten. Die Tanz-Fest-Woche mit einer Ballettgala als Abschluss setzt schließlich die Tradition des Festivals Aufgefächert und der Karlsruher Ballettwoche fort. Und da das neue Leitungsteam keinen Stilbruch plant, sondern die erfolgreiche Fortführung des Ensembles als klassische Ballettcompagnie, werden auch die beliebten Produktionen Das Mädchen & Der Nussknacker und Saiten/Sprünge wieder zu sehen sein. Das Staatsballett erzählt Geschichten und teilt Emotionen durch Bewegung. Das Ensemble des Staatsballetts Karlsruhe besteht aus  30 Tänzer:innen, bei größeren Produktionen sogar erweitert um Studierende der Akademie des Tanzes Mannheim. Linien und Bewegung: Die Company arbeitet aus dem Wissen der klassischen Technik heraus. Zeitgenössischer Tanz ist Teil der Arbeit, aber immer im Bewusstsein der klassischen Linien. 

Konzert

„Auch bei der Badischen Staatskapelle heißt das Stichwort: Kontinuität und Entwicklung. Unser Programm ist daher vielfältig; es ist international und regional, traditionsreich und innovativ, voll Klanggewalt und leiser Töne“, kündigt Generalmusikdirektor Georg Fritzsch an. „Unsere Sinfoniekonzerte umspannen vier Jahrhunderte Musikgeschichte und den gesamten Globus. Aber auch der Lokalbezug zu Karlsruhe darf nicht fehlen“, ergänzt der Orchesterdirektor Oliver Kersken und die Leitende Konzertdramaturgin Stephanie Twiehaus. So begegnet dem Publikum gleich im 1. Sinfoniekonzert neben Beethovens 5. Sinfonie auch das Klavierkonzert von Adolf Busch – das Brüder-Busch-Archiv befindet sich im Max-Reger-Institut in Durlach. Außerdem erwartet die Zuhörenden im 8. Sinfoniekonzert neben Dvořáks Slawischen Tänzen eine Uraufführung des Konzerts für Saxofonquartett und Orchester von Márton Illés, eines ehemaligen Kompositionsstudenten von Wolfgang Rihm an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Bei diesem Konzert wird das Raschèr Saxophon Quartett zu Gast sein. Zeitgenössische Kompositionen der ukrainischen Komponistin Bohdana Froliak und des US-amerikanischen Multitalents Bryce Dessner werden im 2. Sinfoniekonzert unter der Leitung des vielseitigen Dirigenten André de Ridder mit Dvořáks 7. Sinfonie spannend kontrastiert. Weitere Höhepunkte bilden Mahlers 6. Sinfonie unter der Leitung von Georg Fritzsch im 4. Sinfoniekonzert, und das 7. Sinfoniekonzert mit Werken von Lili Boulanger, Ernest Bloch und Dmitri Schostakowitsch. Eine zukunftsweisende Besonderheit stellt das 6. Sinfoniekonzert dar: Im Rahmen der Nachhaltigkeitstage erklingen am Klimatag „Meer“ thematisch passende Werke von Britten, Shih (*1950), Glasunow und Debussy. An der klimaneutralen Veranstaltung werden auch der Badische Staatsopernchor, der Extrachor sowie Cantus Juvenum beteiligt sein.

Das Konzertprogramm umfasst neben den Sinfoniekonzerten mehrere Sonderkonzerte, in denen u. a. Mozarts Requiem in der Christuskirche oder Musik aus Paris um 1800 (unter der Leitung von Conductor in Residence Attilio Cremonesi) zu hören sein wird; Kinderkonzerte – u. a. mit Prokofjews Peter und der Wolf –, Kammerkonzerte und Liederabende. Auch die beliebten Reihen Nachtklänge, KlangÖffner und Jazz Nights werden fortgesetzt. 1662 als Hofkapelle des badischen Fürstenhofes gegründet, kann die Badische Staatskapelle als eines der ältesten Orchester der Welt auf eine überaus reiche und gleichzeitig gegenwärtige Tradition zurückblicken, dank derer sie sich auch nach dem 350-jährigen Jubiläum 2012 als lebendiges und leistungsfähiges Ensemble präsentiert und sich mit großer Flexibilität der kompletten Spannweite zwischen Repertoirepflege und der Präsentation zukunftsweisender Zeitgenossen stellt. Zur Spielzeit 2020/21 hat Georg Fritzsch seine Tätigkeit als Generalmusikdirektor aufgenommen. 2021 ist die Staatskapelle dem Verein Orchester des Wandels e.V. beigetreten. Orchesterdirektor ist mit der Spielzeit 2024/25 Oliver Kersken.

Schauspiel

Die Leitung der Sparte Schauspiel, bestehend aus dem Schauspieldirektor Claus Caesar, der Oberspielleiterin Brit Bartkowiak sowie den Dramaturg:innen Bastian Boß und Franziska Trinkaus setzt ebenfalls auf ein starkes Ensemble. „Was unser Programm auszeichnen wird ist: Schauspieler:innentheater. Unterschiedliche Regiehandschriften, in Spannung zueinander. Gegenwartsdrama­tik. Und die Neu- und Wiederbegegnung großer Stoffe“, fassen sie zusammen. „Dabei schätzen wir Gegenwartsdramatik als einen Sensor gesellschaftlicher und ästhetischer Entwicklungen, wollen aber zugleich auch den Reichtum des Kanons, der literarischen, geformten Sprache wieder und neu entdecken.“ Zur Eröffnung der Spielzeit erwartet das Publikum mit dem Auftragswerk Die rote Mühle eine Uraufführung: Frei nach Ferenc Molnár transferiert Autor Nis-Momme Stockmann dessen Motive und Themen in die Gegenwart der Green Economy. Einen neuen Blick auf ein kanonisches Werk wirft Ariane Kochs Bearbeitung von Shakespeares Sturm, die das Geschehen in einer weib­lich dominierten Gesellschaft ansiedelt. Der international gefragte russische Regisseur Timofey Kuljabin wird mit seiner Inszenierung von Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches auf die unheimliche Gegenwärtigkeit des Stoffs fokussieren. „Und auch Mizgin Bilmens Produktion von Büchners Woyzeck wird zeigen, dass wir mit dessen theatralen Blick auf soziale Verhältnisse noch längst nicht abgeschlos­sen haben“, so das Leitungsteam. Gleich zwei Arbeiten auf der Studiobühne thematisieren Karlsruhe als Stadt des Rechts: Der Prozess nach Franz Kafka (Regie: Sarah Kurze) und die Uraufführung Die Hitze und das Recht von Matthias Naumann (Futur II Konjunktiv), die darum kreist, wie der Klimawandel und der Umgang mit seinen Folgen zunehmend ein Thema des Rechts werden (Regie: Johannes Wenzel). Von überbordender Wut und weiblichem Empowerment erzählt Mareike Fallwickl in ihrem Roman Die Wut, die bleibt. Brit Bartkowiak wird diesen ebenso in Szene setzen wie Tragödienbastard von Ewe Benbenek, die in einer hochmusikalischen Sprache vom Blick der zweiten Gene­ration auf Heimat erzählt. Ähnliche Sprach­kunstwerke, in denen es inhaltlich ums Gan­ze geht, sind Ewald Palmetshofers Stücke. Stephan Kimmig, einer der wichtigsten Re­gisseure des deutschsprachigen Theaters, wird mit Die Verlorenen Menschen auf der Suche nach Sinn in einer radikal diesseitigen Welt ohne Gott, Ge­heimnis und Metaphysik auf die Bühne bringen. Gute, außergewöhnliche und bewegende Kunst: In dieser Spielzeit bringt das Ensemble der Schauspieler:innen ein vielfältiges Programm zu gesellschaftlich relevanten Themen auf die Bühne.   

Junges Staatstheater

„Kulturelle Teilhabe fördern bleibt unser Motto“, bestätigt Nele Tippelmann, Leiterin des Jungen Staatstheaters. „Wir freuen uns darauf, unsere Arbeit für junge Menschen und Familien fortzusetzen, erfolgreich aufgebaute Kontakte vertiefen und neue knüpfen zu können. Deshalb haben wir uns auch für die kommende Spielzeit wieder vorgenommen, starke Kinder und Jugend­liche zu empowern.“ Dramaturgin Jannika Erdmann ergänzt: „Wir bringen mutige Formate und nehmen junge Themen ernst.“ So bestimmt etwa das Thema Gerechtigkeit die Eröffnungspremiere Riesen Probleme (ab 5 Jahren) in der Inszenierung von Spartenleiterin Nele Tippelmann, einer Uraufführung des interaktiven Textes von Fayer Koch, der trotz des Themas wunderbar komisch daherkommt. Für Gerechtigkeit und den Mut, dafür zu kämpfen, steht auch eine Figur besonders beispielhaft: Robin Hood. Regisseurin Sonja Elena Schroeder wird die Geschichte um Robin und – in diesem Fall – ihre Freund:innen für Kinder ab zehn Jahren neu entwickeln. „Wir freuen uns außerdem auf noch eine weitere musikalische Produktion – und zwar für die ganz Kleinen ab drei Jahren: Die Kinderoper Nils Karlsson Däumling nach dem liebevollen Kinderbuchklassiker von Astrid Lindgren. Es geht um die Kraft der Musik und eine Freundschaft, die alle Hürden überwindet“, so das Team. Noch mehr fantastische Abenteuer erwarten die ganze Familie bei Alice im Wunderland, bearbeitet und inszeniert von Nele Lindemann – aufgeführt auf der Bühne im Konzerthaus. Einen kritischen Blick auf die Gesellschaft und politisch gefährliche Gruppendynamik wirft der unbestritten aktuelle Text Die Welle von Morton Rhue für Publikum ab 12 Jahren. Mit Mädchenschrift hat Özlem Özgül Dündar einen starken Text für Jugendliche vorgelegt: Eine Beschreibung dessen, was es bedeutet, als Mädchen* erwachsen zu werden, und ein Manifest dafür, sich allen Zuschreibungen und Zumutungen zu widersetzen.

Theater für alle: Das Junge Staatstheater Karlsruhe feierte 2021/22 sein 10-jähriges Bestehen und bietet ein vielseitiges Programm für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen an. Das professionelle Ensemble spielt Theater für die Allerkleinsten, Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur und Familienstücke ebenso wie Stücke zu gesellschaftlich relevanten Themen für alle Menschen. Neben den Vorstellungen in der Insel, der Spielstätte des Jungen Staatstheaters, wird das Familienstück zur Weihnachtszeit Alice im Wunderland in der Spielzeit 2024/25 im Konzerthaus zu erleben sein. Mit mobilen Produktionen wie #constantcraving, Der Katze ist es ganz egal kommt das Ensemble auch in Schulen und andere Einrichtungen in Karlsruhe und Umgebung.

Das Team des Jungen Staatstheaters freut sich auf die Begegnung und den Austausch mit den Menschen vor Ort in all ihrer Vielfalt. Die Insel soll ein Ort zum Gespräch über Erwartungen und Wünsche, Bedürfnisse und Perspektiven werden, sodass dem Anspruch „Theater für alle“ zu machen, jedes Jahr ein bisschen mehr entsprochen wird.

Schon jetzt legt die Sparte großen Wert auf Verbindungen mit der Stadtgesellschaft. So entstehen zum Beispiel die Stücke #constantcraving und Der Katze ist es ganz egal in Kooperationen mit Institutionen vor Ort, wie etwa dem Präventionsbüro Sucht der Stadt Karlsruhe, der Suchtberatungsstelle AGJ Ettlingen und dem queeren Jugendzentrum LaVie. Sie zeigt Stücke, die nah an den Themen und Bedürfnissen der Zielgruppe orientiert sind, wie etwa der Monolog Blackbird, der sich mit viel Humor Themen rund um Freundschaft, Tod und Trauer widmet, und bietet mit Der Räuber Hotzenplotz beste Unterhaltung für die ganze Familie.

Zu allen Produktionen werden theaterpädagogische Workshops, Nachgespräche oder Materialmappen angeboten.

Digitaltheater

Mit der Spielzeit 2024/25 gibt es das Digitaltheater. Die Zukunft des Theaters liegt aber nicht im Streaming unserer Stücke und vor allem nicht darin, dass es sich in der Digitalität auflöst. Sie liegt in der gemeinsamen Begegnung zwischen dem Publikum und dem Geschehen auf der Bühne. Digitalität muss im Theater begreif- und erfahrbar werden. Sie muss zum Themenkomplex und vielseitigen künstlerischen Mittel werden. Die Digitalität muss ins Repertoire der Kunst übergehen, weil sie zwingender Teil unserer Lebensrealität ist. Das für das Theater mit Abstand interessanteste Merkmal der Digitalität ist ihre technische Grundlage: das Netzwerk. Die Verknüpfungen, die bilaterale Kommunikation zwischen Hosts und Clients, der stetige Austausch von Informationen in alle  Richtungen. Dieselbe Funktion möchten wir mit dem Digitaltheater erfüllen: Wir möchten ein Netzwerk schaffen zwischen den Kunstgattungen innerhalb des Theaters, zwischen Theater und Stadt, zwischen Kunst und Wissenschaft.

Kevin Barz und Anna-Teresa Schmidt haben die Leitung und Dramaturgie der neu begründeten Sparte Digitaltheater inne, und fühlen sich jetzt schon genau am richtigen Ort: „Nirgends kann man Digitaltheater besser erfinden als in der Heimat des ZKM, des KIT und in der UNESCO City of Media Arts. Dabei folgen wir dem Anspruch, uns formell wie inhaltlich mit den Möglichkeiten und Fragestellungen der Digitalisierung auseinanderzusetzen, ohne den Kernmoment des Theaters aus den Augen zu verlieren: die reelle Begegnung zwischen Spieler:innen und Zuschauer:innen in einem gemeinsamen Raum. Wir begreifen unser Digitaltheater als ein Netzwerk – zwischen den Kunstgat­tungen innerhalb des Theaters, zwischen Theater und Stadt, zwischen Kunst und Wis­senschaft.“ Gleich das erste Projekt Paradise Found – Wo ist dein Paradies? soll deshalb über einen Zeitraum von zwei Jahren gemeinsam mit der Stadtgesellschaft entstehen. Libretto und sogar Musik schreiben die Karlsruher Bürger:innen mit: So sind sie aufgerufen in Interviews zu verraten, wo ihr Para­dies verborgen liegt. Das gesprochene Wort wird zum Libretto, der Komponist Paul Brody komponiert aus den Sprachmelodien der Interviews die Musik der einzelnen Episoden. Zwölf Mixed-Reality-Stationen begrünen so nach und nach das urbane Grau mit einem digitalen Garten der Geschichten. Zudem wird Paradise Found klimaneutral realisiert und hat sich ganz dem Gedanken der Nach­haltigkeit verschrieben. Das Projekt wird gefördert im Programm Zero - Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte der Kulturstiftung des Bundes. In Die Tagesshow – It’s called Fake News hat das Publikum die Chance, jeden Abend mitzuentscheiden und eine andere Realität zu kreieren: Was wäre, wenn uns der immer so ernst dreinblickende Mensch hinter der Mattschei­be nur schöne Dinge zu berichten hätte? Wenigstens für eine einzige Sendung? Kevin Barz entwickelte das Format für den „Technical Ballroom“ am Oldenburgischen Staatstheater und realisiert es in Karlsruhe zusammen mit der Sparte Schauspiel. Goethes Ballade Der Zauberlehrling lieferte die Inspiration für eine weitere Uraufführung: Magische Kräfte, die der Mensch sich erträumt, um den Alltag zu beherrschen, geraten außer Kontrolle – analog dazu lernen Künstliche Intelligenzen erschreckend rasch und drohen, nicht mehr gesteuert werden zu können. Mit Expert:innen aus der Wissenschaft entsteht ein tänzerisch-dokumentarischer Theaterabend über den zwiespälti­gen Tanz des Menschen mit den Maschinen und der Frage, wer der Hexenmeister sein soll, der uns retten könnte. Regie und Konzept aller drei Projekte liegen – wie auch die Regie der Jugendopern-Koproduktion Itch – in den Händen von Kevin Barz.

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